Wir haben einen Heilungsauftrag
‚Wie die Jünger haben wir für die Menschen, denen wir begegnen, einen Heilungsauftrag. Wir haben nicht den „Schuldzuweisungsauftrag“, ebenso wenig wie den Auftrag, auf der Verantwortung herumzureiten – wir haben einen Heilungsauftrag, also wohltuend auf die Umgebung zu wirken.‘
Das stellte Dr. Christoph Benke in seiner Predigt am 11. Sonntag im Jahreskreis – 18.06.2023 in Schönbrunn-Vorpark ins Zentrum seiner Predigt.
Zeit im Bild ist die abendliche Nachrichtensendung. Manchmal bin ich versucht, abzuschalten – weil die Bilder nicht auszuhalten sind: Naturkatastrophen, Krieg und Terror, Hungersnöte etc. Das geht „an die Nieren“. Aber trotz allem: Es bleibt immer der Bildschirm dazwischen. Es ist noch einmal anders, die Not und das Leid eines Menschen unmittelbar mitzubekommen: bei einem Krankenbesuch, als Ersthelfer bei einem Unfall, oder wenn jemand neben Dir weint.
Als Jesus die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben. (Mt 9,36) Jesus hat Mitleid. Er ist betroffen in seinen „Eingeweiden“ (so das Wort im Urtext). Seine Eingeweide drehen sich um beim Anblick der Menschen um ihn: müde und erschöpft, hingestreckt am Boden, wie Schafe ohne Hirten.
Jesus möchte die Menschen da herausholen. Und er sucht Menschen, die ihm helfen – zu helfen. Er gibt ihnen den Auftrag, das zu tun, was er selber tut, nämlich zu verkünden: Das Reich Gottes ist nahe.
Was das Reich Gottes bedeutet, wird in Heilungen erlebbar. Die Ausgesandten sollen heilen, so wie Jesus selbst es tut. Es heißt nicht als Erstes: Sie sollen die Wahrheit verkünden oder sie sollen eine Lehre verbreiten. Sondern ansagen: Das Reich Gottes ist nahe! Gott möchte heilen.
Wie die Jünger haben wir für die Menschen, denen wir begegnen, einen Heilungsauftrag. Wir haben nicht den „Schuldzuweisungsauftrag“, ebenso wenig wie den Auftrag, auf der Verantwortung herumzureiten – wir haben einen Heilungsauftrag, also wohltuend auf die Umgebung zu wirken. Das geschieht manchmal im Anpacken, weitaus öfter im Aufmerksam-Sein, Zuhören, Zulassen.
Bitten wir den Herrn, aufmerksam zu sein für die aktuelle Situation.
Christoph Benke