Wer gehört zu uns und wer nicht?
Bereits Kinder setzen Grenzen; alle Menschen tun das – auch die Kirche. Was macht Jesus?
Dieser Frage stellte sich Dr. Christoph Benke in seiner Predigt am 20. Sonntag im Jahreskreis – 20.08.2023 in Schönbrunn-Vorpark in seiner Predigt.
Kinder sind wie ein Spiegel. Manchmal lassen sie etwas von Reinheit ahnen. Bereits in der Sandkiste zeigen Kinder auf sehr direkte, ja brutale Art, was im Menschen steckt – dort, wo es um die Frage geht: Wer darf mitspielen? Wer gehört dazu und wer nicht? Ausgrenzung passiert also ganz früh. – Das Ziehen von Grenzen ist notwendig, um zu überleben. Grenzziehung in religiösen Fragen ist heikel. Auch hier ist keineswegs alles lebensförderlich, führen nicht alle Wege einfach zu Gott. Und doch ist die Frage: Wer grenzt aus – Gott oder der Mensch?
Die Bibel erzählt von Gottes Projekt, die Welt und die verlorene Menschheit wieder zu sich heimzuholen. Gott fängt mit diesem Vorhaben an einem bestimmten Ort, mit einzelnen, berufenen Menschen, mit einem auserwählten Volk an. Auch Jesus fügt sich als Sohn Gottes in diesen Plan des Vaters ein. Jesus sah seine Aufgabe darin, das zerstrittene Volk Israel zu sammeln: Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt (V 24). Von daher war klar: Die Frau, die ihn zweimal um Hilfe bittet – Hab Erbarmen mit mir, Herr, du Sohn Davids! … Herr, hilf mir (V 22.25) – ist Heidin. Zugleich sieht sich Jesus als Träger der prophetischen Hoffnung, dass nicht nur Israel, sondern alle Völker einmal in der Anbetung Jahwes, seines Vaters, zusammenfinden: Mein Haus wird ein Haus des Gebets für alle Völker genannt (Jes 56,7).
Jesus erhört die Bitte der heidnischen Frau. Ihm gefällt der Glaube dieser Frau: Frau, dein Glaube ist groß. Was du willst, soll geschehen (V 28). Der Glaube versetzt Berge und öffnet Grenzen. Später wird die junge Kirche mit Paulus den Weg zu allen gehen, in die Heidenmission.
Die Geschichte der kanaanäischen Frau handelt von der Macht des Glaubens. Sie handelt weiter über Grenzen und die Frage: Wer gehört zu uns und wer nicht? In der Beantwortung dieser Frage ist mit Überraschungen zu rechnen.
Christoph Benke