Überfordert – und dann?

Dr. Christoph BenkeWenn man engagiert ist, sieht man immer mehr, was noch zu tun wäre. Wie hat Ijob darauf reagiert und wie Jesus? Was können wir daraus lernen? Damit setzte sich Dr. Christoph Benke in seiner Predigt am 5. Sonntag im Jahreskreis (04.02.2024) in der Gemeinde in Schönbrunn-Vorpark auseinander.


Nehmen wir den Idealfall: Jemand geht mit Interesse an eine Aufgabe heran. Die Person taucht engagiert in ein Arbeitsgebiet ein, bringt sich ein. Sie hat die seltene Fähigkeit, den Überblick zu bewahren. Ihre Umsicht wächst. Sie sieht immer mehr, was noch zu tun wäre, was unerledigt ist. ‚Da fehlt’s und da fehlt’s noch mehr‘ etc. – mit Auswirkung auf das Lebensgefühl.

Ähnlich geht es vielen, die sich für Mitmenschen, für die Minderung von Leid einsetzen: Sie sehen all das Leid und fühlen sich überfordert. Oft bleiben sie unbedankt und kommen sich vor wie ein Tagelöhner, der auf seinen Lohn wartet (Ijob 1,2). Die Klage Ijobs hat andere Ursache, passt aber auch hier: Monde voll Enttäuschung, Nächte voller Mühsal (V 3), so fasst er zusammen. Irgendwann ist man völlig vereinnahmt und dann erschöpft.

Hier wäre der Blick auf Jesus wichtig. Er steht vor einer ähnlichen Situation: Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus (Mk 1,32). Jesus heilt – viele, aber nicht alle. Er zieht sich zurück zum Gebet. Auch dort sucht man ihn. Und Jesus antwortet: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort verkünde; denn dazu bin ich gekommen (V 38). Jesus setzt Zeichen für das Reich Gottes. Er erfüllt nicht alle Erwartungen. Damit erinnert er uns: Gott ist letztverantwortlich, nicht der Mensch. Wer sich für alles und das Ganze verantwortlich weiß, überschätzt sich. Das hat etwas mit Hochmut zu tun.

Unser Tagesgebet bleibt am Boden: Gott, unser Vater, wir sind dein Eigentum und setzen unsere Hoffnung allein auf deine Gnade. Stimmen wir in dieses Gebet ein. Das wäre realistisch und gläubig zugleich.

Christoph Benke