Rudolfsheim 1990–1997
Rudolfsheim und die Rudolfsheimer Kirche erneuern sich
Im Jänner 1992 richtete die Caritas für das Projekt „Betreutes Wohnen“ ein Büro in unserem Pfarrhof ein. Als erster Vorbote der kommenden Innenrenovierung wurde der Herz-Jesu-Altar renoviert.
Im Juni 1992 nahm unsere Pfarre die ersten 13 bosnischen Flüchtlinge auf, die den schrecklichen Ereignissen im zerfallenden Jugoslawien entkommen waren. Bis 1997 wurden insgesamt 27 Bosnierinnen und Bosnier im Pfarrhof untergebracht und versorgt. Von 1991 bis 1995 betreute die Pfarre außerdem eine 11-köpfige kurdische Familie in einer Wohnung in der Märzstraße.
Am 24. November 1992 fielen völlig unerwartet mehrere Steinbrocken aus der Turmverzierung zu Boden. Dies erforderte eine sofortige Ausbesserung. Im Zuge dieser Arbeiten wurde im Mai 1995 dem Turm eine neue Kreuzrose aufgesetzt. Die Kosten für das Turmgerüst und die notwendige Renovierung betrugen rund 7 Millionen Schilling – umgerechnet ca. 508.000 Euro. Gleichzeitig begann mit der Kapelle die geplante Innenrenovierung der Kirche. Die großen finanziellen Belastungen konnten nur mit der Unterstützung der Diözese und durch die Spendenfreudigkeit der Pfarrgemeindemitglieder bewältigt werden.
Mit 1. September 1993 verließ Pfarrer Stockert nach neun Jahren als Rudolfsheimer Pfarrer auf Wunsch Kardinal Groers unsere Pfarre. Er sollte künftig im Stadterneuerungsgebiet Aspern, Wien 22, wirken. Pfarrer Stockert war bis zu seinem frühen Tod in Aspern-St. Martin. Sein Nachfolger in Rudolfsheim wurde Pfarrer Msgr. Franz Fischer, dessen feierlich Amtseinführung Kardinal Hans Hermann Groer am 19. Dezember 1993 vornahm.
Am 22. Oktober 1993 wurde am Kardinal-Rauscher-Platz vor unserer Pfarrkirche der erste Abschnitt der „Wiener Wasserwelt“ eröffnet. Seit der Umgestaltung des Platzes im Zuge des U-Bahn-Baus besteht hier eine Fußgängerzone mit mehreren Brunnen und, Richtung Huglgasse, einem Kleinkinderspielplatz.
Im Mai 1994 wurde mit einem Dankgottesdienst die aufwändige Innenrenovierung abgeschlossen. Zum Erstaunen vieler Kirchenbesucherinnern und Kirchenbesucher präsentierte sich das Innere unseres Gotteshauses – nach der Trockenlegung der Mauern und Säulen sowie der Wiederherstellung von übermalten Wanddekorationen – nun ungewohnt farbenprächtig.
Am 3. September 1994 wurde in Anwesenheit des damaligen Wiener Bürgermeisters Dr. Helmut Zilk der U3-Teilabschnitt zwischen den Stationen Westbahnhof und Johnstraße („unserer“ Station) eröffnet. Während der Zeit des Streckenbaus hatten die Kirchenbesucherinnen und Kirchenbesucher mit so manchen Behinderungen zu leben gelernt. Regelmäßige Messungen und Überprüfungen waren von der Pfarrgemeinde beantragt worden, da man sich um den Kirchturm, dessen Fundament nur zwei Meter tief ist, große Sorgen machte. Doch es blieb, abgesehen vom Abbröckeln der Turmverzierung 1992, bei einem einzigen kleinen Vorfall während der gesamten Bauphase – als nämlich 1989 ein Türmchen der Außenverzierung von einem Baukran hinuntergerissen wurde.
Im Herbst 1994 zog der aus Albanien stammende Geistliche Dom Marjan Marku in unserem Pfarrhof ein und begann mit dem Aufbau einer albanischen katholischen Gemeinde für Wien. Seit November 1996 findet nun jeden Sonntagvormittag eine Heilige Messe in albanischer Sprache in unserer Kirche statt. Die albanische Gemeinde beteiligt sich aktiv an den Fronleichnamsprozessionen. Die Rudolfsheimerinnen und Rudolfsheimer feiern auch gemeinsam mit der albanischen Gemeinde die Osternacht. Auch Firmungen und Erstkommunionen sowie natürlich Taufen und Trauungen der albanischen Gemeinde finden in unserer Kirche statt.
Eigentlich war die Pfarre Rudolfsheim immer schon recht international. So gab es ungarische und polnische Kapläne, englischsprachige Gastpriester, Chorleiter aus Ungarn und Südamerika, Mesner aus Indien, Rumänien, Polen und Kroatien sowie einen türkischen Mesner, der später syrisch-orthodoxer Bischof wurde. In der Seelsorgestation traf sich eine chinesisch-katholische Gemeinde, und in unserer Kirche kamen philippinische Krankenschwestern zum Gottesdienst.
Voller Freude und Stolz und mit großer Beteiligung feierte die Pfarrgemeinde am 24. Juni 1995, dem Hochfest des heiligen Johannes des Täufers und dem Tag nach seiner Priesterweihe, die Primizmesse unseres ehemaligen Ministranten Richard Tatzreiter. Dr. Richard Tatzreiter war lange Erzbischöflicher Sekretär und ist jetzt Regens des Priesterseminars.
Im Herbst 1995 wurde in der Schmerzhaften Kapelle ein Altar aufgestellt, der dem hl. Johannes dem Täufer geweiht ist. Es war dies eine Leihgabe der Pfarre Brunn am Gebirge. Es war schon lange Wunsch der Gemeinde gewesen, die Wochentagsgottesdienste in einem kleineren Raum feiern zu können.
Ende Dezember 1997 kamen, wie auch schon im Dezember 1992, tausende junge Christinnen und Christen aus ganz Europa zu einem „Ökumenischen Taizé-Treffen“ nach Wien. Die großen Gebetstreffen und der Gedankenaustausch fanden im Wiener Messezentrum im Prater, teilweise aber auch in den Pfarrgemeinden statt. Unsere Pfarre stellte beide Male Räume im Pfarrhof und auch Privatquartiere zur Unterbringung der jungen Gäste zur Verfügung.