Rudolfsheim 1978–1989
Eine Ära endet und eine neue beginnt
1978 feierten wir bereits das nächste Jubiläumsjahr: 80 Jahre Rudolfsheim. Erzbischof Dr. Franz Jachym zelebrierte den Festgottesdienst. Am gleichen Tag wurde an der Außenfront der Kirche jene Tafel enthüllt und von Dr. Jachym gesegnet, die heute noch dort zu lesen ist. Sie erinnert an Kardinal Josef Othmar Ritter von Rauscher, Wiener Erzbischof von 1853–1875, der einst den Bau der Rudolfsheimer Kirche ermöglicht hatte.
Die zur 75-Jahr-Feier gestaltete Ausstellung über die Pfarrgeschichte hatte damals großen Anklang gefunden. Daher wurde sie noch erweitert und wieder gezeigt. Weiters gab es eine feierliche Jugendmesse sowie eine Aufführung durch die Laienspielgruppe der Pfarre. Das geplante Volks- und Wiesenfest im Auer-Welsbach-Park musste wegen Schlechtwetters leider abgesagt werden.
In der Fastenzeit 1981 fand erstmals die so genannte „Kreuzprozession“ statt, eine erweiterte Kreuzwegandacht durch die Straßen unserer Pfarre. Der Prozessionsweg führte damals von der Seelsorgestation „St. Michael“ in der Felberstraße zur Pfarrkirche. Bei der Prozession wurde von Mitgliedern der Männerrunde ein großes Holzkreuz mitgetragen. Ab 1989 hielten wir dann die Kreuzprozession gemeinsam mit unserer Nachbarpfarre St. Anton in der Pouthongasse. Die Route wurde entsprechend angepasst. Der Weg begann in der Pfarrkirche St. Anton und führte mit mehreren Stationen, gestaltet mit Lesungen und Liedern, die an Christi Kreuzweg erinnern, zu unserer Pfarrkirche. Begleitet wurde die Prozession durch eine Bläsergruppe des „Rudolfsheimer Musikvereins“. Nach der Abendmesse fand noch eine einfache Agape statt.
Am 23. April 1981 verstarb Pfarrer Dr. Franz Gstaltmeyr. Er hatte das Rudolfsheimer Pfarrleben als Kaplan und Pfarrer insgesamt 36 Jahre lang durch seinen Einsatz und seine Persönlichkeit stark geprägt. Prälat Dr. Gstaltmeyr wurde am 4. Mai im Beisein vieler trauernder Rudolfsheimerinnen und Rudolfsheimer im Pfarrgrab am Baumgartner Friedhof beigesetzt.
Neuer Pfarrer wurde Pater Henryk Kaiser aus dem polnischen Orden der Michaeliten. Pater Stanislaus Chmura, ebenfalls Michaelit, wurde Kaplan in Rudolfsheim. Im Herbst 1981 zog die Chinesische Katholische Gemeinde unter ihrem Seelsorger Pater Heinrich Löwe SJ in unsere Seelsorgestation ein – die Sonntagsmesse für die Rudolfsheimer Gläubigen blieb aber aufrecht.
Im Oktober 1982 feierte der Pfarrkindergarten in der Kröllgasse sein 20-jähriges Jubiläum mit einer großen „Wiedersehensfeier“ (für ehemalige Kindergartenkinder und deren Eltern), einem Festgottesdienst und einem Tag der offenen Tür.
Anfang 1984 übernahm unsere Pfarre provisorisch die Spitalsseelsorge am Kaiserin-Elisabeth-Spital. Ab August dieses Jahres wurde Kaplan Chmura dort zum Spitalsseelsorger ernannt. Damit endete seine Kaplanzeit in Rudolfsheim. Pater Stanislaus nahm aber weiterhin am Pfarrleben teil und half auch immer gerne in der Kirche und beim Beichtdienst aus. Er wirkte noch bis 2006 als Krankenhausseelsorger im Kaiserin-Elisabeth-Spital. Auch Pfarrer Kaiser gab im August 1984 sein Amt ab und übernahm eine Pfarre im Weinviertel.
Mit 1. September 1984 wurde Mag. Georg Stockert, der zuvor Studienpräfekt im Erzbischöflichen Knabenseminar und Gymnasium Sachsenbrunn gewesen war, zum neuen Rudolfsheimer Pfarrer ernannt und im Oktober durch Kardinal Dr. Franz König installiert.
1985 wurde neben der „Schmerzhaften Kapelle“ ein Beicht- und Aussprachezimmer in der Kirche eingerichtet. Im Jahr 1985 kamen zu den schon seit vielen Jahren beliebten Tages-Autobusfahrten auch der gemeinsame jährliche große Pfarrausflug sowie, in Zusammenarbeit mit einem Reisebüro, die sommerliche „Sternfahrt“ hinzu. Im Juni 1988 feierte der aus unserer Pfarre stammende Neupriester Karl Engelmann seine Primizmesse in Rudolfsheim und konnte die Glückwünsche vieler stolzer Rudolfsheimerinnen und Rudolfsheimer entgegennehmen. Heute ist Dr. Karl Engelmann Pfarrer der Pfarre Hernals-Kalvarienbergkirche und Dechant der Pfarren des 17. Bezirks.
1988 musste unsere Seelsorgestation „St. Michael“ in der Felberstraße wegen der nun geringen Besucherzahlen und auch aus Mangel an einem betreuenden Priester aufgegeben werden. 1988 lebten im gesamten Pfarrgebiet in Folge der Gebietsabtrennung an die neu gegründete Pfarre Akkonplatz und auch wegen der generell zurück gehenden Zahl getaufter Christinnen und Christen, nur mehr 7.653 Katholikinnen und Katholiken. Zur Zeit der Pfarrgründung (1899) hatten in unserer Pfarre Rudolfsheim 46.075 Katholikinnen und Katholiken gewohnt, im Jahr 1911, bedingt durch das Bevölkerungswachstum, sogar 50.296.
Trotz mancher Beeinträchtigungen durch die umfangreichen Grabungsarbeiten für die neue U-Bahnlinie U3 direkt neben unserer Kirche wurde 1989 auch das 90-Jahr-Jubiläum der Kirche und Pfarre gebührend gefeiert. Den Auftakt der Feiern bildete eine von März bis Mai abgehaltene Besuchsaktion unter dem Motto „Grüß Gott“. 50 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pfarre besuchten die mehr als 2000 katholischen Haushalte des Pfarrgebietes, um mit ihren Bewohnerinnen und Bewohnern ins Gespräch zu kommen, von ihren Sorgen zu hören und ihre Fragen zu beantworten. Trotz so mancher Zurückweisung überwog bei den Beteiligten am Ende dieser Besuchsaktion deutlich der positive Eindruck. Viele herzliche Gespräche hatten sich ergeben, und so manche/r hatte nach langer Zeit wieder Kontakt zu seiner Pfarre gefunden.
Weihbischof DDr. Helmut Krätzl feierte am 19. November 1989 einen bewegenden Festgottesdienst zur 90-Jahr-Feier. Vor unserer Kirche befand sich zu diesem Zeitpunkt die riesige Baugrube. „Es ist gut, dass dieses große Bauwerk hier steht“, unterstrich der Weihbischof in seiner Predigt, „Auch heute, in dieser sogenannten säkularisierten Zeit, um Mahnmal zu sein, dass Gott mitten unter uns wohnt.“ Am darauf folgenden Dienstag, 21. November, dem eigentlichen Weihetag unserer Kirche, wurde am Abend eine feierliche Messe mit ehemaligen Kaplänen und aus der Pfarre hervorgegangenen Priestern gefeiert. Auch die Alt-Rudolfsheimerinnen und Alt-Rudolfsheimer waren eingeladen. Insgesamt kamen so viele Menschen, dass der große Pfarrsaal für die anschließende Agape zu klein war.
Kurz nach diesen Feierlichkeiten überlegte der Pfarrgemeinderat bereits, ob man nach einer Umgestaltung der „Schmerzhaften Kapelle“ dort die Wochentagsgottesdienste feiern könnte.
1989 erhielt unsere Pfarre für die Kanzlei- und Pastoralarbeit als eine der ersten Pfarren Wiens einen Computer.