Rudolfsheim 1961–1973
Neue Aufgaben in einer neuen Zeit
Per 1. Jänner 1961 wurde Dr. Franz Gstaltmeyr von Kardinal Dr. Franz König zum Lokalprovisor ernannt. Am 11. März desselben Jahres ernannte ihn der Kardinal persönlich zum Pfarrer. Die Kirche war bei dieser Feier bis auf den letzten Platz gefüllt. Dr. Gstaltmeyr war in Rudolfsheim bereits gut bekannt und sehr beliebt – hatte er doch von 1945 bis 1958 als Kaplan in unserer Pfarre gewirkt. In dieser Zeit lag sein Schwerpunkt besonders in der Kinder- und Jugendarbeit.
Im Winter 1961/1962 wurde in den Kirchenbänken eine elektrische Heizung installiert, die 1970 durch zusätzliche Nachtspeicheröfen ergänzt wurde. Zuvor konnten an besonders kalten Wintertagen in unserer Kirche Temperaturen weit unter Null gemessen werden.
Im Jänner 1964 wurden die Gerüste für die geplante Innenrenovierung aufgestellt. Anfang Februar begannen die Handwerker mit ihrer Arbeit. Während der Renovierungszeit wurde der Pfarrsaal als Wochentagskapelle für die Frühmessen genutzt. Die Abend- und die Sonntagsmessen konnten jedoch Dank der ehrenamtlichen Helfer, die am Abend jedes (!) Arbeitstags die Kirche reinigten, im Gotteshaus gefeiert werden. In den kommenden Monaten wurden die Mauern trocken gelegt, die elektrischen Leitungen erneuert und das Gewölbe neu verputzt. Die zum Teil morschen Beichtstühle wurden ersetzt, Kirchenfenster neu verbleit, die Kirche und sämtliche Nebenräume ausgemalt, die Orgel entstaubt. Auch die Altäre wurden restauriert und teilweise umgestaltet. Im Sinne der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–65) wurde bereits 1964 der Volksaltar errichtet! Auch die Kirchenstiegen, die noch Kriegsschäden aufwiesen, wurden repariert. Bereits am 20. September 1964 fand die Innenrenovierung mit einem Dankgottesdienst, zelebriert durch Weihbischof Dr. Jakob Weinbacher, ihren Abschluss.
1964 wurde auch das Kirchendach, das nach dem Krieg von den Bombenschäden nur notdürftig repariert worden war, völlig saniert.
Bereits 1966 musste die dringend notwendige Außenrenovierung in Angriff genommen werden. Nicht nur durch die Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg, sondern auch durch Witterungseinflüsse hatte unsere Kirche sehr gelitten. Schon bei etwas stärkerem Wind fielen Teile der Außenverzierungen auf die Gehsteige. Um das Natursteinmaterial auszubessern und die Ziegelmauern neu zu verfugen, wurde zuerst der gesamte Bau eingerüstet und gewaschen. Bereits am 1. März 1967 konnte die Einrüstung entfernt werden, die Außenrenovierung war damit abgeschlossen.
Am 22. September 1962 konnte ein neuer pfarrlicher Kindergarten und Hort feierlich geweiht werden. Dies wurde möglich, da in unmittelbarer Nähe von Kirche und Pfarrhof, Ecke Meiselstraße/Kröllgasse, ein Eigentumswohnhaus neu errichtet worden war. Leider hatte die Pfarre für die Räumlichkeiten des Kindergartens keine Zuschüsse von Seiten der Gemeinde Wien erhalten. Daher mussten die gesamten Baukosten auf einmal bezahlt werden. Möglich war dies nur durch ein Darlehen der Erzdiözese sowie durch private Spenderinnen und Spender.
Anfang 1963 wurde auch der bisherige pfarrliche Kindergarten in der Kannegasse 3 renoviert und entsprechend den neuen Bedürfnissen der Kinderbetreuung adaptiert.
Am 19. September 1971 wurde in Rudolfsheim erstmals für vier Jahre ein Pfarrgemeinderat gewählt, entsprechend den Beschlüssen der „Wiener Diözesansynode“ aus 1970. Von den wahlberechtigen Pfarrmitgliedern hatten 856 ihre Stimme abgegeben und aus 27 Kandidatinnen und Kandidaten die 18 PGR-Mitglieder bestimmt. Aber auch vorher hatte es bereits eine beratende Mitarbeit von Laien bei der Leitung unserer Pfarre gegeben: In der Zwischenkriegszeit war dies der „Pfarrverband katholischer Vereine“. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm diese Aufgaben der „Pfarrausschuss der Katholischen Aktion“.
Ein großes Anliegen von Pfarrer Gstaltmeyr war es, innerhalb des weitläufigen Pfarrgebietes einen oder mehrere Räume zu finden, um für jene, denen der Weg zur Pfarrkirche zu beschwerlich war, Gottesdienste abhalten zu können. Im Haus Felberstraße 104 bot sich im Frühjahr 1972 nach langen Verhandlungen die Möglichkeit, ein geeignetes Lokal zu erwerben. Die Seelsorgestation konnte schon bald für ihre Zwecke adaptiert werden. Am 6. Mai 1972 nahm Weihbischof Dr. Weinbacher die Segnung vor. Die Seelsorgestation St. Michael diente bis zu ihrer Schließung im Juni 1988 zur Feier der Gottesdienste an allen Sonn- und Feiertagen und außerdem als Mehrzweckraum für pfarrliche Veranstaltungen und Zusammenkünfte.
1973 beschloss der Pfarrgemeinderat, die aus dem Jahr 1930 stammende Orgel einer gründlichen Überholung zu unterziehen. Die Weihe der fertig umgebauten Orgel fand am 15. September 1973 unter Anwesenheit des Apostolischen Nuntius, Erzbischof Dr. Opilio Rossi, statt.