Katholische Weltsynode – entscheidende Phase im Oktober
Seit 2021 beraten katholische Bischöfe, Theolog*innen und Lai*innen in einem weltweiten Synodalen Prozess über eine grundlegende Reform der Kirche. Ein Ziel: Gemeinsames Beraten soll künftig die Kleriker-Macht ersetzen. Die Bischofssynode beginnt formal am Mittwoch, 2. Oktober und endet am 27. Oktober jeweils mit einem feierlichen Gottesdienst im Vatikan. Beraten und abstimmen werden 368 Männer und Frauen aus allen Erdteilen. 96 von ihnen, also rund ein Viertel, sind keine Bischöfe, sondern Priester, Diakone, Ordensleute oder Laienchristinnen und Laienchristen. Erstmals in der Geschichte der katholischen Bischofssynoden sind bei der zweiteiligen „Synode über Synodalität“ auch Frauen mit Stimmrecht dabei.
Wie schon bei der ersten Session vor genau einem Jahr werden die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in der vatikanischen Audienzhalle an runden Tischen sitzen, gleichberechtigt reden, einander zuhören und abstimmen. Nur Vorschläge, die eine Zwei-Drittel-Mehrheit erhalten, werden am Ende dem Papst zur Entscheidung vorgelegt. Beobachter erwarten zunächst keine sensationellen Entscheidungen bei strittigen Fragen wie Zölibat oder Zulassung von Frauen zu kirchlichen Ämtern. Papst Franziskus hat vorab entschieden, dass diese Fragen von externen Arbeitsgruppen debattiert werden sollen. Dass einige „heiße Eisen“ ausgeklammert wurden, bedeutet aber nicht, dass bei der Weltsynode Langeweile aufkommen wird. Denn die von Papst Franziskus vorgegebene Aufgabe bleibt spannend: Es geht darum, Wege zu einer „synodalen Kirche“ zu finden – und diese Wege auf allen Ebenen, vom Vatikan über die Diözesen bis hinunter in die einzelnen Gemeinden, zu verwirklichen.
Dazu müssen klerikale und intransparente Beratungs- und Entscheidungswege überwunden werden. An ihre Stelle sollen gemeinschaftliche Beratung, Transparenz und Rechenschaftspflicht treten. An denen mangelte es in der katholischen Kirche bisher oft – wodurch Machtmissbrauch, sexualisierte Gewalt und Vertuschung von Straftaten begünstigt wurden. Wohl auch deshalb hat Papst Franziskus am Vorabend des Synodenbeginns im Petersdom eine Bußliturgie gefeiert, deren Themen sehr eindringlich waren: Missbrauch, Krieg, das Leid der Geflüchteten. Besonders erschütternd war der Bericht eines Mannes aus Südafrika, der vor den versammelten Bischöfen erzählt, wie er von einem Priester, dem er vertraute, missbraucht wurde. Eine Schwester aus Syrien spricht von den Wunden, die der Krieg hinterlassen hat. Und Berichte von namenlosen Toten, die auf der Flucht im Mittelmeer ertranken, machen die Feier emotional noch intensiver.
Ein anderes zentrales Anliegen des Papstes für die Synode ist die Beteiligung des „Volkes Gottes“ am Leben der Kirche. Das gilt für Gottesdienste, aber auch für Entscheidungen über die Zukunft der Kirche. Das, was die Weltsynode im Großen vormacht – also die Mitwirkung der Lai*innen – soll auch an der kirchlichen Basis umgesetzt werden. Er wird meist unter dem Stichwort Dezentralisierung oder Regionalisierung der Kirche verhandelt. Mit Schritten zu mehr Dezentralisierung und Laien-Mitbestimmung geht Papst Franziskus Risiken ein. Schon heute sind die Unterschiede in der Weltkirche erheblich. Der Papst muss aber „den Laden zusammenhalten“. Diese Aufgabe wird nicht leichter, falls die Synode tatsächlich Vorschläge für mehr Eigenständigkeit der Bischofskonferenzen beschließt.
Website der Bischofssynode: https://www.synod.va
Begleiten wir die Synode mit unserem Gebet!
Synodengebet
Wir stehen vor dir, Heiliger Geist,
in deinem Namen sind wir versammelt.
Du, unser wahrer Ratgeber:
komm zu uns,
steh uns bei,
kehre ein in unsere Herzen.
Lehre uns, wohin wir gehen sollen;
zeige uns, wie wir das Ziel erreichen können.
Bewahre uns davor,
als schwache und sündige Menschen
die Orientierung zu verlieren.
Lass nicht zu,
dass Unwissenheit uns auf falsche Wege führt.
Gib uns die Gabe der Unterscheidung,
dass wir unser Handeln nicht von Vorurteilen
und falschen Rücksichten leiten lassen.
Führe uns in dir zur Einheit,
damit wir nicht vom Weg der Wahrheit und der Gerechtigkeit abkommen,
sondern auf unserer Pilgerschaft dem ewigen Leben entgegenstreben.
Das erbitten wir von Dir,
der du zu allen Zeiten und an allen Orten wirkst,
in der Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn
von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.