Engagierte Gelassenheit

Dr. Christoph BenkeDass es notwendig ist, sich für etwas zu engagieren, und andererseits sich auf das Tun der anderen und des Heiligen Geistes zu verlassen, zeigte Dr. Christoph Benke in seiner Predigt in Schönbrunn Vorpark am 16. Juni 2024, dem 11. Sonntag im Jahreskreis, auf.


Wer sich heutzutage für ein bestimmtes Anliegen engagiert einsetzt, gilt als Aktivist. Es gibt Umweltaktivisten, Tierschutzaktivisten, Menschenrechtsaktivisten. Es sind Personen, die mit Taten Ziele fördern. Sie bemerken einen Missstand und sagen „Man muss doch etwas tun“, und zwar ohne politisches Amt oder Mitarbeit in einer Partei.

Die anderen, die dabei nicht mittun, müssen deswegen nicht bequem oder gleichgültig sein. Das heißt nicht, dass ihnen die Anliegen egal sind.

Der Gedanke oder der Impuls „Man muss doch etwas tun“, so wichtig und richtig er ist, schafft ein Gewicht und macht Druck. Das ist erwünscht. Aber damit der Druckkochtopf nach einiger Zeit nicht explodiert, braucht es den Druckausgleich. Der Druckausgleich, das Gegengewicht, ist ein wenig versteckt. Es ist dieses Jesus-Wort: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst und der Mann weiß nicht, wie. Die Erde bringt von selbst ihre Frucht. (VV 26-28)

Es gilt beides: Ja, „man muss doch etwas tun“ auf der einen Seite. Und Gelassenheit und Vertrauen, dass die Erde von selbst ihre Frucht bringt, auf der anderen Seite. Diese Welt ist in Gottes Hand. Das ist unser Glaube. Ich bin, du bist, wir sind in Gottes Hand – das ist unser Glaube. Ich tue, was ich kann – und das Übrige überlasse ich den anderen und dem vielfältigen Wirken des Heiligen Geistes. Er aktiviert auch Selbstheilungskräfte.

Engagierte Gelassenheit – das wäre es, um an die großen Aufgaben heranzugehen. Um diese engagierte Gelassenheit zu lernen, müssten wir gelegentlich den Herrgott einen guten Mann sein lassen – im eigentlichen Sinn des Wortes.

Christoph Benke

Von der Schuldfrage bis zur Überwindung von Grenzen: Biblische Spannungsbögen

Dr. Hans PockUniv. Prof. Dr. Johann Pock hat sich in seiner Predigt am 9. Juni 2024, dem 10. Sonntag im Jahreskreis, in Schönbrunn Vorpark mit der Schuldfrage (ausgehend vom Bild vom verlorenen Paradies) und dem Sprengen von Grenzen (konkret der Familie Jesu) auseinandergesetzt und dazu ermutigt, mit Gott Grenzen zu überwinden.


Die heutigen Schriftstellen machen es mir als Prediger nicht einfach. So vieles daran ist nicht nett oder aufbauend. Heute werden uns Bibelstellen zugemutet, die uns konfrontieren:

  • Wer ist schuld? (1. Lesung aus Genesis 3)

Da ist zunächst die Erzählung von der Erbsünde, von der „Ursünde“. Wer kennt es nicht, das Bild vom verlorenen Paradies: Eva, die dem Adam den Apfel reicht; die Schlange, die den beiden einredet, sie sollen gegen Gottes Gebot verstoßen. Und wer war letztlich schuld? Er? Sie? Die Schlange? Oder gar Gott, weil er so ein blödes Gebot aufgestellt hat?

Mit dieser Bibelstelle sind wir in ein uraltes Drama hineingenommen. Es ist gewissermaßen eine Inszenierung menschlichen Verhaltens: Es geht ja ständig darum, das eigene Verhalten und die eigene Situation zu entschuldigen – irgendwer muss schuld sein, nur nicht ich. – Wenn man sich die Szene genau durchliest, muss man fast schmunzeln, mit welcher psychologischen Einfühlung der Autor hier vorging.

Und doch: Es ist eine Erzählung, die etwas verdeutlichen will: Obwohl Gott die Welt und den Menschen gut geschaffen hat, gibt es das Böse; es gibt Tod, Krankheit, Leid und Ungerechtigkeit. Doch Gott hat diese negativen Seiten nicht geschaffen (Es heißt ja ständig: „er sah, dass es gut war …). Vielmehr sind sie die Frucht der Freiheit des Menschen. Gott hat den Menschen, er hat einen jeden von uns, als sein Ebenbild geschaffen – so heißt es ein Kapitel vorher. Wir sind also nicht Marionetten an einer Schnur, sondern freie Personen, mit einem eigenen Willen – und mit einer eigenen Verantwortung.

Die Erzählung vom Verlust des Paradieses will sagen: Es ist eine Frage des Umgangs mit unserer Freiheit, ob wir das Gute oder das Böse tun; ob wir uns entfernen von Gottes Willen.

Und wir können unterscheiden zwischen Gut und Böse, zwischen richtig und falsch – auch das ist hier gesagt: Und damit bin ich als Mensch selbst in die Verantwortung genommen, mein Leben zu gestalten – und ich kann mich auf niemand anderen ausreden: Weder auf die Umstände noch auf die anderen noch auf Gott.

  • Jesus sprengt Grenzen (Evang. Mk 3,20-35)

Die zweite Stelle ist das Evangelium. Und hier zeigt sich uns ein Jesus, den die Leute beschreiben mit: „Er ist von Sinnen!“ Anscheinend hat er anders gehandelt als erwartet – und zwar, anders als seine es Familie erwartet hatte. Seine Familie will ihn holen. Die Gründe werden nicht genauer genannt; aber man kann es sich vorstellen: Er hat seinen Beruf daheim aufgegeben; er zieht mit einigen Fischern und Freunden durch die Gegend – und er zieht den Zorn von Römern und der jüdischen Obrigkeit auf sich. Er gibt sich mit Gesindel ab – d.h. er bringt die eigene Familie in Verruf.

Und wie reagiert Jesus? Er kommt nicht zur Vernunft, ganz im Gegenteil: „Wer ist meine Familie?“, fragt er – und fügt hinzu: Ihr alle seid meine Familie, wenn ihr den Willen des Vaters tut.

Nicht mehr die Familie, in die er hineingeboren ist, zählt für ihn, sondern die Familie in einem geistlichen Sinn.

Was muss damals in Maria vorgegangen sein? Oder in seinen anderen Angehörigen?

Was Jesus damit sagen will, ist: Es gibt etwas, was die Blutsverwandtschaft, die gerade für Völker im Nahen Osten so wichtig war und ist, übersteigt: Es gibt eine Verwandtschaft aufgrund der gemeinsamen Berufung durch Gott.

Und erst damit wurde es möglich, dass seine Lehre nicht nur eine kleine Sekte geblieben ist. Damit war es möglich, dass die Apostel die Grenzen Judäas überschritten haben und bis nach Athen und Rom gekommen sind, um das Christentum zu verkünden. Und dass diese Botschaft nun schon 2000 Jahre überdauert hat.

Das Christentum ist eine Botschaft, die Grenzen sprengen möchte: Die Grenzen zwischen den Völkern, zwischen Arm und Reich, zwischen Juden und Griechen, zwischen Ungläubigen und Gläubigen …

  • Ermutigungen: Mit Gott Grenzen überwinden

Zwei schwierige Bibelstellen, die zum Nachdenken anregen können: Über die eigene Freiheit des Handelns – und die Verantwortung; über Gutes und Böses im eigenen Leben.

Und darüber, ob der eigene Glaube, ob mein christlicher Glaube, für mich eher eine Grenze ist; ein Schutzwall gegen außen. Oder ob er manchmal auch ein Sprungbrett sein kann: Um die eigenen Ängste zu überwinden; um andere an mein Herz heranzulassen; um (wie es in einem Psalm so schön heißt) vielleicht mit meinem Gott sogar Mauern zu überspringen (Ps 18,30).

Johann Pock

Fronleichnam nachwirken lassen

Arthur Schwaiger

 

Unser Diakon Arthur hat diese Anfragen zur Eucharistie bei seiner Predigt zu Fronleichnam in Klagenfurt verwendet und diese Anfragen auch an uns gerichtet.


WAS BEDEUTET UNS DIE EUCHARISTIE?

Ist sie für uns „Arznei der Unsterblichkeit“, wie das der Märtyrerbischof Ignatius von Antiochien am Beginn des 2. Jhdts. in seinem Brief an die Epheser schreibt?

Nehmen wir die Eucharistie an als Jesu Freundschaftsangebot?

Lassen wir uns durch diese Speise verwandeln, um Salz der Erde und Licht der Welt zu sein?

Erinnern wir uns dabei an Jesu Auftrag „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ und beugen wir so der geistlichen Demenz vor?

Glauben wir daran, dass die Eucharistie keine Belohnung, sondern Stärkung ist auf unserem oft beschwerlichen und von Umwegen gekennzeichneten Lebens und Glaubensweg ist, wie wir immer wieder vom Jesuitenpapst hören?

Ist die Eucharistie „Quelle und Höhepunkt“ des christlichen Lebens, wie es das Konzil formuliert hat, also Quelle und Höhepunkt der Beziehungen Jesu mit denen, die an ihn glauben?

Diakon Mag. Arthur Schwaiger

 

Wo ist der Raum?

Dr. Christoph BenkeDie Frage nach dem Raum stellte Dr. Christoph Benke ins Zentrum seiner Predigt zu Fronleichnam (30.05.2024) in Schönbrunn Vorpark; den Raum für das Abendmahl und das Pfingstereignis, aber auch den Raum, den Jesus bei uns findet.


Alle Menschen brauchen Platz: einen Platz zum Leben, zum Wohnen, zur Erholung – Raum, um sich zu entfalten. 102 m2, so war gestern zu lesen, beträgt die durchschnittliche Wohnungsgröße in Österreich. Beengter Lebensraum führt in Konflikte – das gilt ja auch global.

Jesus und seine Anhänger hatten zuerst keinen festen Wohnsitz. Sie zogen durch die Lande und erhielten Unterkunft bei Sympathisanten. Nach der Katastrophe, als sich die Einsicht einstellte: Unser Herr lebt!, drängte sich eine Raumfrage auf: Wo kommen die versprengten Anhänger Jesu zusammen? Es ist nicht der Tempel, sondern das Obergemach – ein großer Raum im Obergeschoß eines Hauses in Jerusalem.

Das Obergemach: Hier versammelt sich die Urgemeinde zum Gebet. Hier trägt sich die Gabe des Heiligen Geistes zu. Und davon spricht – in einer Art Rückblende – das Evangelium des Tages: Der Meister lässt dich fragen: Wo ist der Raum, in dem ich mit meinen Jüngern das Paschalamm essen kann? (V 14)

Wir wollen diese schlichte Beobachtung in zwei Richtungen ausrollen. Zum einen: Der Abendmahlsaal und der Raum des Pfingstereignisses sind ein und derselbe Raum. Der Heilige Geist und die Messe gehören zusammen. Denken wir an die Bitte vor der Wandlung. Und denken wir an die andere Bitte im großen Lobgebet: Schenke uns Anteil an Christi Leib und Blut und lass uns eins werden durch den Heiligen Geist. Gestärkt durch das Brot des Lebens und geführt durch den Heiligen Geist, finden wir zusammen.

Zum anderen gibt es weiterhin die Jesusfrage, Wo ist der Raum?  Stellen wir uns vor, dass Jesus diese Frage auch heute stellt, jetzt, an uns gerichtet. Jesus will Gemeinschaft mit den Menschen haben – aber wo und wie kann er seinen Sehnsuchtswunsch erfüllen? Wo geben wir, wo bieten wir Jesus Raum?

Später gehen wir hinaus auf die Straße. Das ist ein öffentlicher Raum. Wir bringen diesen Raum mit Christus in Berührung, flüchtig und punktuell; keineswegs schon für das Festmahl hergerichtet und mit Polstern ausgestattet (V 15). Aber es ist eine wichtige Erinnerung auch für uns. Jesus Christus will darauf angewiesen bleiben, durch uns einen Platz in dieser Welt zu finden. Er sagt: ‚Das ist mein Leib, das ist mein Blut. Das bin ich – für Euch. Kommt alle zu mir.

Christoph Benke

Die Fülle des Pfingstmontags

Arthur SchwaigerÜber die verschiedenen Dimensionen des Pfingstmontags (20. Mai 2024) dachte Diakon Arthur Schwaiger an diesem Tag in Schönbrunn-Vorpark nach.


Doppelt hält besser!
Repetitio est mater studiorum!

Das sind zwei Sprichwörter, die auf die Hochfeste Weihnachten/Ostern/Pfingsten zutreffen. Denn diese Hochfeste werden doppelt gefeiert!

→ Weihnachten: „Und das Wort ist Fleisch geworden …“ am 25.12./das Zeugnis des Stephanus am 26.12.
→ Ostern: Das leere Grab und das Zeugnis der Maria von Magdala – der Apostelin der Apostel – am Ostersonntag/die Emmaus-Jünger am Ostermontag
→ Pfingsten: Das Sprachenwunder am Pfingstsonntag/die junge Kirche und das Wirken des Geistes am Pfingstmontag

Es ist schon merkwürdig, dass am Pfingstmontag im Stundengebet der Kirche wieder der Jahreskreis gebetet wird, dass die liturgische Farbe Rot ist und dass seit 2018 der Pfingstmontag auch den Beinamen Gedenktag Maria, Mutter der Kirche trägt – von Papst Franziskus eingeführt.

Wie ist das zu verstehen?

→ Das Grün des Jahreskreises weist uns darauf hin, dass wir die Botschaften der Hochfeste mitnehmen in den liturgischen Alltag.
→ Die Farbe Rot erinnert uns an die Feuerzungen und an das Blut der Märtyrer. Es ist immer wichtig, um den Geist und seine Gaben zu beten, um die Botschaft Jesu zu bezeugen.

Maria als Mutter und Urbild der um den Hl. Geist betenden Kirche, die …

  • offen ist für Gott und die Welt
  • Glaube und Vernunft verbindet
  • bereit ist zu sterben, um in einer verwandelten Form neu geboren zu werden
  • das Evangelium inkulturiert in die konkrete Zeit und Gesellschaft
  • sich nicht billig anpasst, sondern Salz und keine Salzsäule ist
  • eine Mystik der offenen Augen lebt: Spiritualität und der Gang an die Ränder gehören zusammen

Ich breche jetzt ab!

Amen.
Arthur Schwaiger

 

Jeder hörte sie in seiner Sprache reden

Dr. Christoph BenkePfingsten ist Sprachförderung; der Heilige Geist macht mit uns einen Sprachkurs, damit wir einander und ihn verstehen können. Darauf machte Dr. Christoph Benke in seiner Predigt am Pfingstsonntag (19.05.2024) in Schönbrunn-Vorpark aufmerksam.


Not begegnet uns täglich. Sie hat viele Gesichter: Es gibt physische, wirtschaftliche, seelische Not. Not hat so viele Gesichter wie es Menschen gibt – es gibt auch höchstpersönliche Nöte. Eine ist die Sprachnot: ein tief inneres Leiden daran, sich nicht richtig ausdrücken, das Innere nicht in Worte fassen zu können. Die Folge ist das Gefühl, nicht verstanden zu werden – also Einsamkeit. Wer sich schon einmal helfen ließ, um etwas in der eigenen Seele noch nicht Greifbares ins Wort zu bringen, weiß, wie befreiend das ist.

Pfingsten ist Sprachförderung. Der Heilige Geist, ein Vermittler, er macht mit uns einen Sprachkurs. Eben hörten wir die Schilderung des Pfingstereignisses. Darin spielen die Zungen eine wichtige Rolle: Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. (V 3). In den Sprachen der Bibel (Hebräisch und Griechisch) ist Zunge und Sprache das gleiche Wort. Die Feuerzungen bringen die Jüngerinnen und Jünger dazu, selbst in anderen Zungen zu reden: Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. (V 4) Das Feuer des Geistes wird in Sprache übersetzt – und zwar so, dass die Hörenden das ihnen verkündete, Neue als ihre eigene Sprache erkennen können (jeder hörte sie in seiner Sprache reden, V 6).

Das bedeutet 1. nach außen: Der Heilige Geist hilft, dass wir einander verstehen lernen und auch verstehen können, durch diverse Barrieren hindurch. Das bedeutet 2. nach innen: Der Geist Gottes wird geschenkt, und zwar gemeinsam. Aber dabei passt er sich jedem Menschen an. Der Heilige Geist schmiegt sich an die Seelenlandschaft eines Menschen an. Wir können den Heiligen Geist wahrnehmen. Er spricht keine Fremdsprache. Er ist vernehmbar – und darin besteht die frohe Botschaft des heutigen Festes.

Christoph Benke

Stellenausschreibung – Predigt

Arthur SchwaigerUnter dem Titel‚ Weidet meine Herde‘ rief Diakon Mag. Arthur Schwaiger in seiner Predigt am 4. Ostersonntag (21.4.2024) in Schönbrunn-Vorpark im Namen Gottes zur Suche nach Hirten und Hirtinnen auf.


Ich, Besitzer einer sehr großen Herde von Schafen, suche:

verlässliche Hirten

 

Meine Herde ist weit verstreut und verunsichert und es besteht große Unruhe:

Viele sind verletzt oder stehen mit dem Rücken zum Zaun.

Sie sind alle durstig, weil sie lange, allzu lange durch dürres Land geführt wurden.

Wölfe konnten in die Herde eindringen, weil nicht genug aufgepasst wurde, und manche wurden von den Alten ausgestoßen und zu Sündenböcken gemacht.

Es hat sich viel ereignet und deshalb suche ich einen Hirten:

Der sich behutsam der Herde nähert!

Der ihre Verletzungen und ihre Bedürfnisse ernst nimmt!

Der sich kümmert um Nahrung und frisches Wasser!

Der immer bei seiner Herde ist!

Der sie vor Gefahren schützt!

Der den Verlorenen nachgeht und sie wieder in die Herde integriert!

Der den Geruch der Schafe hat!

 

Noch vieles wäre da an Kriterien aufzuzählen!

 

Ich bin mir sicher, dass ich damit ein hohes Anforderungsprofil stelle.

Ich weiß auch, dass Bezahlung und Anforderungen weit auseinanderklaffen.

 

Doch meine ganze Liebe gilt dieser Herde und der derzeitige Zustand schmerzt mich!

 

Auch weibliche Bewerberinnen sind mir ganz herzlich willkommen!

 

Mit liebevollem Aufruf:

 

WEIDET MEINE HERDE!!!

 

IHR/EUER GOTT

 

Arthur Schwaiger

Jesus – Tattoo

Dr. Christoph BenkeWir sind durch die Taufe mit dem Heiligen Geist besiegelt. Wir tragen dadurch gleichsam ein inneres Tattoo, wie viele Menschen etwas auf ihrer Haut zeigen. Das verglich Dr. Christoph Benke in seiner Predigt am 3. Sonntag der Osterzeit  (14.04.2024) in Schönbrunn-Vorpark.


In diesem Jahr hat es den Anschein, dass der Frühling ausbleibt. Tage mit sommerlichen Temperaturen sind keine Seltenheit. Die Leute gehen mehr auf die Straße, in die Parks. Sie zeigen sich leichter bekleidet und sie zeigen mehr Haut – und ihre Tattoos. Immer mehr Menschen lassen sich tätowieren: Die Haut als Ausstellungsfläche für einen Namen, ein Zeichen, ein Tier, eine Gottheit – alles, was Menschen wichtig ist.

Eine Tätowierung bleibt. Man kann sie nicht wegwaschen. Will man sie weg haben, muss man eine kostspielige Laserbehandlung eingehen.

Wir stehen in der Osterzeit. 50 Tage lang feiern wir den Übergang vom Tod ins Leben, den uns Jesus vorausgegangen ist. In der Osternacht haben wir unsere Taufe erneuert. Die Taufe heißt in der Heiligen Schrift auch Besiegelung mit dem Heiligen Geist. Besiegelung: Ein Siegel hat eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Tattoo: Es ist eine Prägung, eine Unterschrift, verleiht einem Dokument Bedeutung. Wir tragen eine Art Jesus-Tattoo in unserem Inneren. Christus, der Auferstandene, ist auf und in unseren Herzen eingraviert. Damit wissen wir, wem wir gehören. Damit haben wir einen Platz, eine Ahnung, wo wir hingehören. Das Christus-Siegel ist unsere Herkunft und unsere Zukunft.

Das sehen wir nicht. Darum tun wir uns schwer, daran zu glauben – so wie die Jünger: „Warum lasst ihr in eurem Herzen Zweifel aufkommen?“, fragt Jesus (V 38). Etwas später heißt es: Darauf öffnete er ihren Sinn für das Verständnis der Schriften (V 45). Denn, nochmals, wir sind mit dem Heiligen Geist besiegelt: Der Heilige Geist, der Geist des Auferstandenen, ist ein Netzwerker. Er ist eine verbindende Kraft. Er öffnet. Er befähigt, die Gabe zu verstehen, sie anzunehmen und Gutes daraus zu machen – für uns und für unsere Mitmenschen.

Christoph Benke

Fürchtet euch nicht!

Dr. Hans PockÜber das Thema „Fürchtet euch nicht – Zweifel sind erlaubt! Lernen von Thomas, dem „Zweifler“ predigte Dr. Johann Pock am 2. Ostersonntag (07. April) in Schönbrunn-Vorpark.


Ich finde es spannend, dass genau dieses Wort beim Weihnachtsevangelium und mehrmals bei den Osterevangelien fällt.

–           Die Engel sagen den Hirten: Fürchtet euch nicht!

–           Jesus im Garten spricht zu Maria von Magdala: Fürchte dich nicht!

–           Mehrmals zu den Jüngern, die aus Furcht versammelt sind: Fürchtet euch nicht!

Unser ganzer christlicher Glaube hat mit dem Umgang mit Ängsten zu tun. Zu den größten Ängsten gehört jene vor dem Tod. Und das ist auch die Kernbotschaft unseres Glaubens: Dem Tod ist der Stachel genommen. Es gibt ihn weiterhin – aber es ist kein Fallen in ein finsteres Nichts; vielmehr ist es das Hinübergehen zu dem, der Liebe ist.

Aber trotz der Auferstehung Jesu haben die Jünger immer noch Ängste: Angst vor Verfolgung; Angst vor Schmerz und Leid …

Hier versucht Jesus als der Auferstandene den Jüngern Mut und Vertrauen zu vermitteln: Ihr seid nicht allein. Ich bin wirklich auferstanden.  Und der stärkt die Jünger und danach alle Christen mit dem Heiligen Geist.

Jesus sendet sie aus mit der Vollmacht zu heilen: Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben. Gewissermaßen haucht er ihnen hier auch neues Leben ein, neuen Lebensmut; Energie, die Türen wieder zu öffnen.

 

Entlastung: Zweifel sind erlaubt

Was aber ist, wenn ich nicht glauben kann? Wenn ich Fragen, Zweifel, Bedenken habe? Thomas, der sich zu fragen und zweifeln traut, passt für mich ausgezeichnet zu den vielen Suchenden und Fragenden von heute: Menschen, die Sinn für ihr Leben suchen; Menschen, die Halt in ihrem Glauben suchen.

Thomas bezeichnen wir gerne als „Zweifler“, als „ungläubigen Thomas“ – und es schwingt dabei Abwertung mit. – Dabei ist er für mich gerade der Repräsentant unserer Zeit im Kreis der Apostel: Vertreter der vielen, die heute nicht voll in das kirchliche Leben integriert sind; der Vertreter jener, die wir nicht immer bei unseren Gottesdiensten und Veranstaltungen sehen. Er hatte beim ersten Mal etwas Besseres oder anderes zu tun; er war „nicht bei Ihnen“, als Jesus kam.

Wie geht Jesus mit ihm um? Jesus weiß um die Zweifel des Thomas – und er macht den Schritt ihm entgegen. Er geht auf Thomas ein, auf seinen Glaubensweg, auf sein Bedürfnis des Berührens, der Erfahrung – und damit führt er ihn zum Glauben.

Nicht rechtlicher Standpunkt, auch kein Beleidigtsein, sondern die liebevolle Begegnung, das Ernstnehmen des Thomas bewirken das Bekenntnis: „Mein Herr und mein Gott.“

Heute haben wir Wundmale des Herrn nicht vor uns, um so zum Glauben zu kommen. Für uns gilt: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“

 – Oder gibt es diese Wundmale, an denen wir Jesus erkennen können, nicht doch heute auch? Ist Jesus als Auferstandener nicht in den Leidenden, in den Kranken, in Menschen mit klaffenden Lebenswunden zu erspüren? In denen, die auf der Flucht sind – mit psychischen Wunden für ihr ganzes Leben? Dazu aber bedarf es des Mutes, diese Menschen anzusprechen und sich berühren zu lassen von ihren Wunden.

 

Wundmale gehören zum Leben

An den Wunden entscheidet sich für mich auch die Wahrheit der Auferstehung Jesu. Nicht einen Christus, der sich in strahlender Reinheit präsentiert, unberührt vom Leidensweg und von der Kreuzigung, kann Thomas akzeptieren. Der „Herr und Gott“ ist für ihn der, der nicht unberührt bleibt; der sich eingelassen hat auf die Menschen; der sich betreffen hat lassen, vom Elend, von der Schuld und vom Hass der Welt. Gerade weil der Auferstandene noch seine Wundmale trägt, ist er für Thomas glaub-würdig.

In der Fastenzeit haben wir immer wieder von der Notwendigkeit der Umkehr gehört; sie steht im Zentrum der Verkündigung Jesu. Die Taufe stellt einen Neubeginn dar, ein neues Leben – im Gewand Christi.

Gleichzeitig aber tragen wir weiterhin Verwundungen vom „alten Menschen“ an uns – und das heutige Evangelium sagt mir: Das darf so sein! Ich bin nach der Umkehr – nach der Taufe, nach der Beichte, nach der Versöhnung – ein neuer Mensch; ich habe das neue Leben – aber es ist ein Leben, das nicht abgekoppelt ist von vorher.

Wir alle tragen unsere Lebenswunden mit uns: Das, was nicht gelungen ist; das, was unheil ist; das, was uns leiden lässt. Und trotzdem sind wir damit nicht im Grab, sondern beim Auferstandenen.

Auf diesem Hintergrund werden die Jünger gesendet – und sie sind Zeugen dieser befreienden Botschaft der Auferstehung: Der Herr lebt, der Auferstandene ist der Gekreuzigte.

Auferstehung heißt für mich daher schon jetzt: Ich selbst kann aufatmen. Ich muss nicht perfekt sein; ich kann und darf Zweifel und Fragen haben – und ich selbst darf Zweifelnden und Suchenden das Christsein nicht absprechen.

Kirche im Angesicht des Auferstandenen: das ist für mich eine Kirche, die ständig auf der Suche ist nach dem rechten Verständnis von Auferstehung, nach der Begegnung mit dem Auferstandenen – und die, die Zeichen der Auferstehung in den Verwundungen der Menschen findet, aber auch die eigenen Verwundungen anerkennt.

Johann Pock

Verwandlung

Dr. Nikolaus KrasaIm Märchen gibt es Verwandlung, aber auch in der Realität unseres Lebens. Die Schüler (Jünger) Jesu haben das gelernt; auch wir können das, da wir durch die Taufe zu Experten der Verwandlung geworden sind. Das zeigte die Predigt in der Osternacht in Schönbrunn Vorpark auf. Damit schloss Generalvikar Dr. Nikolaus Krasa seine Predigtreihe, die ab Palmsonntag über Gründonnerstag und Karfreitag bis zum Höhepunkt der Auferstehungsfeier in einem großen Bogen das Wachsen der Schüler (Jünger) Jesu und unser Wachsen als Schüler (und Schülerinnen) Jesu ins Zentrum rückte.


Kennt ihr das Märchen von Froschkönig? Einer Prinzessin fällt beim Spielen eine goldene Kugel in den Brunnen; die bringt ihr ein Frosch heraus. Der verlangt dafür, dass sie ihn in ihr Schloss mitnimmt und ihr Leben mit ihm teilt. Als sie das tut, verwandelt er sich in einen wunderbaren Prinzen. Oder das Märchen vom hässlichen jungen Entlein, das anders aussieht als die anderen jungen Enten und dafür verspottet wird, aber sich dann langsam, langsam in einen wunderschönen Schwan verwandelt? 

Verwandlung, Veränderung, das ist Teil unseres Lebens. Als Traum (ach wäre doch alles anders), aber auch als Wirklichkeit: Wie viele Ereignisse verwandeln unser Leben, verändern es zutiefst. Irgendwann habt ihr Lesen gelernt und eure Welt hat sich verändert. Oft ist es so, dass Menschen, die eine schwere Krise durchmachen, danach verwandelt sind. Oder – letztes Beispiel: Einmal haben sich eure Eltern ineinander verliebt, das hat ihre Welt verändert und neues Leben geschaffen, das Maximum der Verwandlung sozusagen. Letztlich, und damit sind wir wieder bei unserem Thema: Jeder Lernprozess verwandelt uns ein klein wenig, eröffnet uns eine neue Welt, lässt uns selbst anders verstehen, verändert unser Verhalten (ist also etwas deutlich anderes, als dass bloß neue Daten in unseren inneren Speicher geladen werden). Wir sind also wieder bei unserem Thema: Lernen. Das stand für euch am Anfang der Fastenzeit, als euch Petra das Aschenkreuz aufgezeichnet hat, und gesagt hat: ‚Lerne.‘ (sie hätte auch sagen können „verwandle dich“). Das hat vor allem mit jenem Zeichen zu tun, das ihr dann getan habt, das Samenkorn, das ihr in die mit Asche gedüngte Erde gegeben habt, das sich verwandelt hat, zu einem Halm geworden ist, der irgendwann wieder Samen tragen wird. Übrigens war das jener Text, der für uns am letzten, am fünften Sonntag der Fastenzeit im Evangelium zu hören war: Jesus, der da seinen Jüngern gesagt hat: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht“. 

Damit sind wir wieder bei jenem Thema, das uns durch die Kartage begleitet hat: die Schüler Jesu (fromm übersetzt: die Jünger Jesu). Sie lernen, ganz besonders intensiv in dieser letzten Zeit ihres mit Jesus Unterwegsseins. Sie haben in den drei Jahren mit Jesus gelernt, durch das, was sie sich gemerkt haben, durch das, was Jesus in ihrem Leben, in ihrem Verhalten verändert hat. Und jetzt lernen sie durch ihr Scheitern, das „die dunklen Flecken“ auf ihrer inneren Landkarte sichtbar macht. Karfreitag, haben wir gelernt, heißt: Auch dieses Dunkel ist nicht mehr dunkel, weil in ihm das Licht Jesu aufleuchtet. Er ist hinaufgestiegen in das Reich des Todes. Und das verwandelt sie. Wir sind damit auch bei einem zentralen Thema der Osternacht. Die großen Zeichen der Liturgie haben es uns nahezubringen versucht: Das Licht, das im Dunkel aufleuchtet, die Müdigkeit des Wachens, die der Osterfreude weicht, das Dunkel des Todes, das vom Licht der Auferstehung erleuchtet wird. Und schließlich (wir werden uns in wenigen Minuten daran erinnern) das Sakrament der Verwandlung, die Taufe. Davon hat uns Paulus im Römerbrief erzählt. Dabei greift er vermutlich eine Deutung der Taufe auf, die den Christen in Rom bekannt war, und modifiziert sie ein bisschen. Eine Deutung, die dann von den Kirchenvätern, den ersten Theologen der Kirche, in unzähligen Taufkatechesen verwendet wird. Taufe heißt mit Christus sterben (also im Wasser untertauchen), um mit ihm in ein neues Leben „aufzuerstehen“ – also als anderer Mensch aus dem Taufwasser wieder herauszukommen – als Mensch, der nicht mehr, um ein bisschen tiefer in die Argumentation des Römerbriefes einzutauchen, von der Existenzweise Adams, von der Sünde sagt Paulus, geprägt ist, der also letztlich nicht sich 100 % auf Gott verlassen konnte oder wollte. Der sich nicht an jene Regeln halten wollte, die Gott ihm für ein gelingendes Leben gegeben hat. Der neue Adam, der seinem Gott 100 % vertraut, ist Christus, ablesbar ist das daran, dass er in diesem Vertrauen in den Tod geht und von Gott in ein neues Leben gewandelt wird. Der neue Adam ist aber auch jeder Mensch, der durch das Wasser der Taufe geht, damit zu einem neuen Menschen wird. 

Damit sind wir eigentlich alle Experten der Verwandlung, kraft unserer Taufe. Augustinus fasst das einmal unnachahmlich kurz in einer Predigt an Neugetaufte zusammen. ‚Freut euch,‘ sagt er nicht, ‚dass hier Christen stehen‘. ‚Freut euch, dass hier Christus steht.‘ – non solus Christiani sed Christus – und gleichzeitig bleibt das unser Lebensprogramm. Uns von ihm weiter verwandeln zu lassen, damit wir einmal dort sein können, wo er ist. 

Nikolaus Krasa