Unser Gütesiegel

Dr. Christoph BenkeIn seiner Predigt am Allerheiligenfest am 01.11. 2024 in Schönbrunn-Vorpark machte Dr. Christoph Benke die Gemeinde darauf aufmerksam, dass wir durch die Taufe ein Gütesiegel erhalten haben. Ist dieses an uns sichtbar?


Wer einkaufen und dabei ein gutes Gewissen haben will (und es sich auch leisten kann), schaut nach öko-, bio– oder fair-Produkten. Diese Produkte sind mit einem Gütesiegel gekennzeichnet. AMA-Biosiegel, AMA-Gütesiegel … längst ein unübersichtliches Labyrinth. Jedenfalls ist dieses Siegel ein Kennzeichen, das ein Produkt heraushebt – ein Qualitätsmerkmal.

Wir feiern heute Allerheiligen. Wir feiern die „mit dem Siegel des lebendigen Gottes“ Gekennzeichneten. So nennt die Offenbarung des Johannes die hundertvierundvierzigtausend, die das Siegel trugen (Offb 7,4). Ein Siegel ist ein Kennzeichen. An jenen, die dieses Siegel tragen, lässt sich etwas ablesen. Davon sprechen die anderen Verse unserer Lesung – wir greifen 4 Merkmale heraus: Es sind Menschen, die bekennen, dass die Erlösung, die Rettung nur von Gott kommt; Menschen also, die vor Gott (und vor sonst nichts und niemandem) in die Knie gehen. Die Heiligen sind Glaubende, die aus der großen Bedrängnis kommen (V 14). Sie haben große äußere und innere Schwierigkeiten durchgemacht und sind dabei nicht bitter oder zynisch geworden. Sie haben ihre Gewänder im Blut des Lammes gewaschen (V 14), haben sich also in aller Bedrängnis am Kreuz Jesu Christi festgehalten. Jetzt ist ihnen ein reines Herz geschenkt worden, mit dem sie Gott schauen (Mt 5,8).

Als Getaufte sind wir mit dem Siegel des lebendigen Gottes gekennzeichnet. Damit ist unser Lebensprojekt skizziert. Das ist Gütesiegel, ein Qualitätsmerkmal! Möge es also an uns ablesbar sein und immer mehr werden, wie dieses Siegel unser Leben orientiert.

Christoph Benke

Lebendige Steine – und heilige Räume

Dr. Hans PockAus Anlass des Kirchweihfests von Schönbrunn-Vorpark (6. Oktober 2024) führte Dr. Johann Pock in seiner Predigt die Geschichte der Versammlungsräume von Christinnen und Christen aus und verwies darauf, dass auf dem entscheidenden Fundament Jesus Christus ganz wichtig die Menschen sind, die gemeinsam Kirche vor Ort leben und gestalten.


Ich finde es immer wieder interessant und irritierend, dass zum Kirchweihfest das Evangelium von der Tempelreinigung kommt. Diese Stelle wird nämlich auch in der Fastenzeit gelesen – und dort geht es darum, dass wir selbst dieser Tempel Gottes sind; dass wir selbst darauf schauen sollen, dass wir unseren Leib und unseren Geist, unser Leben nicht mit Nebensächlichkeiten zumüllen und belasten.

Beim Kirchweihfest haben wir aber wirklich diesen Bau vor Augen, diese Kirche, gebaut auf den Fundamenten der Vergangenheit. Einmal im Jahr werden wir daran erinnert, dass es nicht selbstverständlich ist, kirchliche Räume zu haben.

Räume zur Versammlung seit den Anfängen des Christentums

Und wir feiern, dass unser Glaube auch Räume braucht. Und Räume zum Feiern waren von Anfang des Christentums an wichtig: Zunächst waren es hunderte Jahre lang die Häuser von wohlhabenden Christinnen und Christen – und wer schon mal in Rom in San Clemente war, kann noch die Grundmauern des ursprünglichen Hauses sehen, auf das dann die erweiterte Kirche gebaut wurde.

Erst mit Kaiser Konstantin und der Anerkennung der Christen als Religion wurde es möglich, große Versammlungsräume zu bauen. Dabei hat man zum einen an Synagogen Anleihe genommen; zum anderen an den römischen Versammlungshallen, den Basiliken.

Sehr früh wurden dann Kirchen auch geweiht und damit für den religiösen Zweck gewidmet. Die Weihe erfolgte auch durch das Anbringen und Segnen von zwölf Apostelkreuzen an den Kirchenwänden. Damit wird deutlich gemacht: Unsere heutigen Kirchen stehen auf dem Fundament der Apostel.

Kirche – erbaut auf dem Fundament von Menschen

Für mich ist dieser Aspekt einer der wichtigsten bei jeder Kirchweihfeier: Es geht nicht nur und nicht ausschließlich um diese Steine, um den physischen Kirchenbau. Sondern es geht um die Menschen, die von Anfang an die Kirche erbaut haben. Zunächst waren es die 12 Apostel. Dann waren es die weiteren Jünger, die die Botschaft Jesu hinausgetragen haben in die Welt.

Hier und heute in Schönbrunn-Vorpark können wir an die Menschen und Familien denken, die hier die Kirche aufgebaut haben: Zum einen wirklich diesen Kirchenbau. Aber vor allem jene Menschen, die hier über Jahrzehnte die Gemeinde lebendig gehalten haben und lebendig halten.

Denn so schön ein Kirchenbau sein kann – ohne die Menschen darin ist er totes Gestein. Denn die eigentliche Kirche, das sind Sie / seid ihr alle hier. Der 1. Petrusbrief sagt es so schön: „Lasst euch als lebendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen, die Gott gefallen.“ Darum geht es beim Kirchweihfest: Dass wir selbst dieses Haus Gottes sind, wo Gott gegenwärtig ist.

Grund-, Eck- und Schlusssteine – und Christus als Fundament

Schließlich gibt es bei solchen Bauten auch immer besondere Steine: Zum einen den ersten Stein, gewissermaßen der Grundstein, das Fundament – Jesus sagt, dass dies die Apostel sind. Damit ein solcher Bau auch Erschütterungen aushält, braucht es gute Fundamente. Ein Blick in die Bibel; ein Blick auf jene, die uns vorausgegangen sind, kann uns helfen, Erschütterungen zu überstehen.

Aber auch Christus wird mehrmals als wichtiger Stein genannt: Entweder als der Eckstein, an dem Anstoß genommen wird; oder auch als der Schlussstein, der alles zusammenhält. Wunderschön sieht man das in gotischen Kirchen – wo ein wunderschön verzierter Schlussstein so manches Gewölbe zusammenhält. Und das verweist uns darauf, dass die Kirche immer die Kirche Jesu Christi ist. Sie ist niemals Selbstzweck, sondern dient dazu, dass wir auf ihn hin verwiesen werden; dass wir uns versammeln um ihn. In unserer gemeindlichen Versammlung ist Christus gegenwärtig: Im Wort der Heiligen Schrift; in Brot und Wein, den eucharistischen Gaben.

Die Zukunft der Kirche sind die Menschen in ihr

Wir feiern heute Kirchweih hier in der schönen Kirche in Schönbrunn-Vorpark. Ich wünsche allen, die mitfeiern, heute diese Erfahrung, getragen zu sein von der Geschichte dieser Kirche; von denen, die vorangegangen sind: Den Menschen, die hier gefeiert haben – Taufe, Hochzeiten oder auch Verabschiedungen am Ende des Lebens. Den Menschen, die hier gehofft und geglaubt haben.

Ich wünsche euch allen, dass die Kirche von Schönbrunn-Vorpark auch weiterhin ein Ort lebendigen Glaubens bleibt – ein Ort, wo ein wenig von dem spürbar wird, was Petrus voll Inbrunst bekennt: Jesus, du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes.

Johann Pock

Propheten

Dr. Christoph BenkeVon Wetterpropheten, Propheten in der Zeit der Bibel und heute und der Tatsache, dass wir durch die Taufe mit Jesus Christus verbunden sind, und daher auch Anteil haben an seinem Prophetentum, sprach Dr. Christoph Benke in seiner Predigt am 26. Sonntag im Jahreskreis (29.09.2024) in Schönbrunn-Vorpark.


Die Bedeutung einer präzisen Wettervorhersage ist uns in den letzten Tagen deutlich geworden. Viele der Berechnungen trafen tatsächlich ein. Damit ließ sich noch größerer Schaden vermeiden. Die Wetterpropheten, so heißen sie ja umgangssprachlich, bekamen – leider – recht.

Das ist das landläufige Verständnis von Propheten: Sie sagen Ereignisse vorher, noch bevor diese eingetroffen sind. Von Propheten handelt die Lesung aus dem Buch Numeri. Gott legt etwas von seinem Geist auf die siebzig Ältesten – mit der Folge, dass sie prophetisch reden. Dieser Geist Gottes wird verliehen, gegeben; der Mensch kann sich ihn nicht nehmen oder herstellen. Wird der Geist genommen, endet die prophetische Gabe. Eine merkwürdige Szene!

Und doch: Auch heute gibt es Propheten. Es sind Menschen, die gut hinschauen und laut sagen, was sie sehen, z.B. ein großes Unrecht. Sie schreien laut oder sie singen oder malen mit Tiefblick oder mit Weitblick. Sie können gar nicht anders, es drängt sie. Sie erheben warnende, mahnende, erinnernde Stimmen. Nicht selten kommen sie von außen, aus einem ganz anderen Stall. Im eigenen Land gelten sie nichts – darauf weist ja Jesus hin (Mk 6,4).

Mose äußert den Wunsch: Wenn nur das ganze Volk des HERRN zu Propheten würde, wenn nur der HERR seinen Geist auf sie alle legte! (V 29). Sein Wunsch ist in uns Getauften in Erfüllung gegangen! Seit unserer Taufe sind wir mit Jesus Christus auf ewig verbunden. Er ist der Priester, König und Prophet – und wir sind es mit ihm. Sein Geist wird uns nicht mehr genommen. Jesus Christus lässt uns mittun an seinem Prophetensein.

Wie soll man sich das vorstellen? Das muss nichts Spektakuläres sein – etwas Zivilcourage zwischendurch wäre schon sehr gefragt.

Christoph Benke

Enttäuschung

Dr. Christoph BenkeWir erleben in unserem Leben immer wieder Enttäuschungen – große und kleine. Aber auch über uns selbst sind wir immer wieder enttäuscht. Wie Elija kann diese Enttäuschung über uns selbst uns offen machen für die Begegnung mit Gott. Darüber predigte Dr. Christoph Benke am 19. Sonntag im Jahreskreis (11. August 2024) in Schönbrunn-Vorpark.


In einem Bewerb der Olympischen Spiele den 4. Platz einzunehmen, ist vor allem dies: eine schwere Enttäuschung. Wurden Sie in Ihrem Leben enttäuscht? Ich meine hier die großen Enttäuschungen: Ihr Vertrauen wurde missbraucht; Sie wurden aus der Firma gemobbt; Sie wurden von Ihrem Lebenspartner verlassen; Sie haben ein Ziel nicht erreicht … solche Enttäuschungen kommen gewissermaßen von außen, durch die Lebensumstände.

Von etwas anderer Art ist die Enttäuschung über sich selbst. Da dachte jemand stets: ‚So etwas kann mir nicht passieren. Das würde ich nie machen. So bin ich nicht‘. Doch dann die Ernüchterung und das Eingeständnis: ‚Ich habe mich über mich getäuscht. Ich bin nicht so, wie ich meinte, dass ich bin.‘

Elija ging eine Tagereise weit in die Wüste hinein. Dort setzte er sich unter einen Ginsterstrauch und wünschte sich den Tod. Er sagte: Nun ist es genug, HERR. Nimm mein Leben; denn ich bin nicht besser als meine Väter. (1 Kön 19,4) Die Enttäuschung Elijas muss abgrundtief gewesen sein: Er wünscht sich sogar den Tod. Es zeigte sich: Nichts ist so, wie er meinte, dass es ist. Und vor allem er, Elija, war nicht der, für den er sich hielt; jedenfalls nicht besser als seine Väter. Elija „wurde eines Besseren belehrt“.

Offensichtlich leitet uns häufig die Vorstellung, die anderen irgendwie zu überragen, besser zu sein als sie. Diese Erhöhung muss enttäuscht werden, damit ‚das Bessere‘, nämlich die Wahrheit, Platz hat.

Vielleicht konnte Elija später, im Rückblick, in dieser brutalen Ernüchterung bereits das erste Anrühren durch den Engel sehen. Der Engel kommt dann noch einmal und sagt: Steh auf und iss! Irgendwie kommen wir wieder zu Kraft und Zuversicht. Wir machen uns wieder auf den Weg, hoffentlich hin zum Gottesberg Horeb. Die Enttäuschung über uns macht uns tauglich für die Begegnung mit Gott.

Christoph Benke

Wofür mühen wir uns?

Dr. Christoph BenkeWofür nehmen wir Mühen, Kraft und Zeit auf uns in unserem Leben? Diese Frage stellte Dr. Christoph Benke in seiner Predigt am 18. Sonntag im Jahreskreis (4. August 2024) in Schönbrunn-Vorpark. Wir müssen uns mühen für das ewige Leben, aber das ist nur unsere dankbare Antwort auf Gottes Mühen um uns.


August ist Urlaubsmonat. Menschen gehen nicht zur Arbeit, sondern an den Strand, in den Wald, auf den Berg, ins Museum. Endlich für längere Zeit den beruflichen Alltag und seine Mühe hinter sich lassen und sich erholen! Auch wer das Berufsleben hinter sich hat, lebt keineswegs mühelos. Mühe: Das Wort hat seine Schwere. Es vermittelt Anstrengung und Beschwerlichkeit.

Im Evangelium verwendet Jesus sich abmühen: Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird! (Joh 6,27). Die Speise, die verdirbt, meint das Manna. Einst war es dem Volk Rettung in der Wüste. Aber es war schnell verdorben. Was Jesus gibt und geben wird, hat hingegen Bestand, sogar für die Ewigkeit.

Dieses Jesuswort stellt uns die Frage: Wofür mühe ich mich ab? Welche Anstrengung nehme ich auf mich für welches Ziel? Wohinein investiere ich Kraft, Mühe und Zeit? Und: Ist es das wert? Wächst damit Vertrauen und Liebe? Führt es in die größere Freiheit?

Paulus spricht von den „Begierden des Trugs“ (Eph 4,22). Was so faszinierend vor Augen steht, könnte auch Blendung, Trug sein. Wir müssen also unterscheiden und hin spüren lernen, mit einem gläubigen Herzen. Ein Einsatz, der etwas kostet, sollte sich vor Gott, vor den Mitmenschen und vor dem eigenen Gewissen verantworten können.

Anstrengung, Mühe – das klingt nach Klimmzug und Fitnessstudio. Aber Jesus sagt ja: Müht euch ab für die Speise, die bleibt. Ja, wir müssen uns anstrengen für das ewige Leben. Aber das kommt weniger aus einem Kraftakt als aus dankbarer Liebe. Denn vergessen wir nicht: Immer schon und zuerst müht sich Gott immer schon um uns Menschen.

Christoph Benke

„Liebe multiplizieren, indem man teilt“

Dr. Hans PockJesus setzt bei dem an, was da ist, was zur Verfügung steht. Auch wir sind dazu aufgerufen. Und dann geht es darum, dass wir Liebe multiplizieren, indem wir sie teilen. Denn Leben kann man nicht allein, sondern nur in Gemeinschaft. Das führte Dr. Johann Pock in seiner Predigt am 17. Sonntag im Jahreskreis (28. Juli 2024) in seiner Predigt ausgehend vom Wunder der Brotvermehrung in Schönbrunn-Vorpark aus.


“Gib uns unser tägliches Brot!“ – So beten wir jedes Mal im Vaterunser.  Man könnte sagen: Gib uns das, was uns am Leben erhält; das, was uns leben lässt.

Das heutige Evangelium erzählt davon, wie Jesus den Menschen Nahrung gibt: 5 Brote und 2 Fische reichen für alle. Ist das nicht ein Märchen? Science Fiction? Was ist dies für ein Wunder, das uns erzählt wird?

Mit dieser Brotvermehrungsszene sind wir bei einer der zentralen Stellen des Evangeliums. Schauen wir genauer hin: Zunächst sehen wir: Jesus hat Augen für das tägliche Brot, dafür, was die Menschen brauchen! (So wie schon im Evangelium des letzten Sonntags, wo es heißt: “Jesus hatte Mitleid mit den Menschen”.)  Und Jesus setzt bei dem an, was da ist, was zur Verfügung steht – auch wenn es wenig ist. Auch wenn es nur von einem kleinen Jungen kommt. Und obwohl so wenig: Jesus nimmt es, spricht Dankgebet – und teilt aus. Dies ist gewissermaßen die “typische Handbewegung Jesu” – das Brechen und Austeilen des Brotes. Es gehört wesentlich zu ihm – und später werden die Jünger ihn sogar an dieser Geste erkennen (so z.B. die Emmausjünger, nach der Auferstehung Jesu).

Was ist hier so besonders an dieser Stelle?

Zunächst ist es der große Glaube Jesu, dass es reichen wird! Dass es reichen wird, wenn man bei dem anfängt, was da ist, wenn man dafür dankt und zu teilen beginnt. “Er nahm die Brote, sprach das Dankgebet, teilte sie und gab sie ihnen.” – Das erinnert an die Worte der Messe; an die Worte im Abendmahlsaal. Und das ist kein Zufall: Denn alle diese Mähler Jesu mit den Menschen finden ihren Höhepunkt in der Feier des Abendmahls, in der Eucharistiefeier. Und umgekehrt erinnert jede Eucharistiefeier daran, dass Jesus mit allen Menschen das Brot, das Leben, die Liebe teilen möchte.

Nun könnte man aber weiterfragen: Wenn Jesus aus so wenig Brot so viel machen kann – könnte er dann nicht alle Menschen satt machen? – Dies war sofort damals der Wunsch: der Wunsch nach starkem Mann. “Wir wollen ihn zum König machen!” – Jesus lehnt es ab. Wie er es schon bei den Versuchungen nach dem Beginn seiner öffentlichen Tätigkeit getan hat, als der „Diabolos“, der Versucher, zu ihm meint: Warum machst du nicht aus Steinen Brot – dann würden dir alle folgen … Es fällt schwer, dies zu akzeptieren: Dass der allmächtige Gott nicht den starken Mann spielt; dass er nicht allen Hunger beseitigt; nicht alle Arbeitslosigkeit beseitigt; nicht alle Kranken heilt.

Doch der Weg Jesu ist nicht einer, der Menschen durch Zauberei auf seine Seite zieht. Der Weg Jesu nimmt uns dies alles nicht ab. Der Weg Jesu heißt nämlich: Anfangen mit dem, was da ist! Gott nimmt uns unser Leben, unsere Sorgen nicht ab. – Und er lässt uns den Hunger, der letztlich ein Hunger nach Gott sein soll. Aber er zeigt uns Wege, wie wir selbst etwas zur Verbesserung des Lebens beitragen können: Durch Hinschauen auf das Positive, auf das, was da ist; und durch das Teilen dessen, was wir haben und bekommen.

An dem kommenden Sonntag wird im Evangelium dann die Brotrede Jesu gelesen. Dort sagt er: “Ich selbst bin das Brot des Lebens.” – Dieses Brot, das Jesus hier austeilt, ist letztlich er selbst. Jesus gibt sich an die Menschen weiter – und alle werden satt! Es ist dies ein Zeichen für die Eucharistie. Wir alle sind eingeladen, vom Brot des Lebens, vom eucharistischen Brot, zu essen – und es geht dabei nicht darum, meinen leiblichen Hunger zu stillen, sondern das Bedürfnis meines Herzens nach Liebe, Geborgenheit; Angenommensein;

Wenn wir in Dankbarkeit die Dinge genießen, die wir haben, dann werden sie uns nicht ausgehen. Es gibt das schöne Wort: “Liebe kann man nur multiplizieren, indem man sie teilt“ – genau darum geht es im Evangelium: Jesus gibt aus Liebe zu den Menschen; er vermittelt ihnen diese Liebe von Gott her – und darum werden die Menschen auch satt.

Das heutige Evangelium will provozieren, damit wir uns der Frage stellen: Wovon lebe ich eigentlich? Was lässt mich wirklich leben? Denn dass wirklich ein paar Brote und Fische so viele Menschen ernähren, ist ja sehr unwahrscheinlich. Und vielleicht lautet die Antwort: Wir leben von der Liebe zueinander; wir leben von Gottes Wort; wir leben von Zuwendung und Hilfe; wir leben in der Solidarität miteinander.

Damit wird aber auch deutlich: Leben kann man nicht allein, sondern nur in Gemeinschaft. Und wenn wir Gott Teil dieser Gemeinschaft sein lassen, können vielleicht 5 Brote und 2 Fische eine ganze Gemeinschaft leben lassen.

Johann Pock

Polarisierung

Dr. Christoph BenkeIn unserer Welt sehen wir viele Gegensätze, Polarisierungen, Feindschaften. Christus hat die Feindschaft getötet. Das ist auch unser Auftrag als Christen. Wie das gehen könnte, darüber predigte Dr. Christoph Benke am 15. Sonntag im Jahreskreis  (21. Juli 2024) in Schönbrunn-Vorpark.


Es gibt einen Nordpol und einen Südpol, einen Pluspol und einen Minuspol. Sie gehören irgendwie zusammen, stehen aber doch einander gegenüber. So ähnlich ist es in jeder kleineren und größeren Gemeinschaft und global. Auch da stehen Parteien einander gegenüber: der reiche Norden und der arme Süden, Linke und Rechte, Veganer und Fleischesser, Rapidanhänger und Austrianer, und so weiter. Seit einigen Jahren ist das Gesprächsklima aggressiver geworden. Das läuft unter dem Stichwort Polarisierung.

Einige Gegensätze gehören zum Leben. Doch gelegentlich sind sie von Menschen gemacht und es werden Feindschaften daraus. Für diesen Fall hat Paulus im Epheserbrief eine deutliche Erinnerung bereit: Christus ist unser Friede. Er vereinigte die beiden Teile und riss die trennende Wand der Feindschaft in seinem Fleisch nieder. (Eph 2,14) Worum es Paulus geht, ist die Versöhnung von Juden und Heiden in Christus. Wir dürfen es auf Versöhnung insgesamt hin verstehen. Wo sich also Menschen unversöhnt und feindlich gegenüberstehen, dort ist Christus die Brücke, die Verbindung, die Versöhnung.

Etwas später sagt Paulus: Er (Christus) hat in seiner Person die Feindschaft getötet. (V 16) Welch hoher Anspruch! Denn das bedeutet: Nach Christus dürfte es für uns, die wir an diesen Christus und seinen Versöhnungsdienst glauben, keine unüberwindbaren Trennlinien, keine Feindschaft mehr geben. Die Polarisierung, den Keil noch tiefer hineintreiben, kann und darf nicht unsere Sache sein. Auch wenn wir keineswegs die Meinung oder den Lebensstil des Anderen teilen: Er oder sie ist nicht mein Feind. Wo immer mir also irgendetwas am Gegenüber überhaupt nicht gefällt und ‚mir das Geimpfte aufgeht‘, dort ist ein schnelles Stoßgebet vonnöten: ‚Herr, entwaffne mich!‘ Denn es gilt: Er, Christus, hat in seiner Person die Feindschaft getötet.

Christoph Benke

Ja-Sagen zu unserer Bestimmung

Dr. Christoph BenkeÜber uns waltet nicht ein blindes Schicksal, sondern Gott will, dass wir zu ihm gelangen. Wir sind eingeladen, dazu Ja zu sagen. Das führte Dr. Christoph Benke in seiner Predigt in Schönbrunn-Vorpark am 15. Sonntag im Jahreskreis  (14. Juli 2024) aus.


Glauben Sie an das Schicksal? An ihr persönliches Schicksal? Also dass eine höhere Macht über den Menschen etwas verhängt, das dieser aber nicht beeinflussen oder gar berechnen kann? Häufig sprechen wir ja von einem traurigen oder tragischen Schicksal. Von daher hat dieses Wort etwas Bedrohliches. Die Frage bleibt: Ist unser Lebenslauf vorherbestimmt?

Die Lesung aus dem Epheserbrief kann uns dabei weiterhelfen. Paulus spricht dort sogar von Bestimmung und Vorherbestimmung. Der Abschnitt ist ein großes Lobgebet. Der Hymnus beginnt so: Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus. Diejenigen, die an diesen Gott glauben und ihm ihr Leben anvertrauen, haben eine Bestimmung: Er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und zu ihm zu gelangen […], zum Lob seiner herrlichen Gnade.

Unsere Bestimmung ist, an der Hand und an der Seite Jesu, ganz in die Nähe Gottes zu finden, sich sogar wie Jesus als Sohn Gottes, als Tochter Gottes zu verstehen. Wir sollen zu ihm gelangen. Der Weg in die Vertrautheit, in die innige Nähe zu Gott-Vater ist Jesus Christus. Kein namenloses, kaltes Schicksal verfügt da etwas. Unsere Bestimmung kommt vielmehr aus der Liebe, sie gründet in der Liebe des Vaters.

Wo wir unsere Bestimmung bejahen – ein anderes Wort für loben –, wird es gut zwischen Gott und uns und zwischen uns Menschen. Ja-Sagen zu dieser unserer Bestimmung, das ist Gott loben. Deshalb heißt es am Ende des Hymnus noch einmal: Wir sind zum Lob seiner Herrlichkeit bestimmt (V 12).

Das wäre es, was der himmlische Vater für uns vorsieht. Er wartet geduldig auf unsere freie Zustimmung – zu unserer Bestimmung.

Christoph Benke

Gott will “g´standene Leut”

Dr. Christoph BenkeGott will, dass wir uns auf unsere Füße stellen, wenn wir mit ihm reden, nicht, dass wir vor ihm am Boden liegen; uns als solche sollen wir sein Werk fortführen. Das führte Dr. Christoph Benke in seiner Predigt in Schönbrunn-Vorpark am 14. Sonntag im Jahreskreis, dem 7. Juli 2024, aus.


Wieder stehen und gehen lernen – das kann einem nach einer kraftraubenden Krankheit oder einem Unfall ins Haus stehen. Mühsam, Schritt für Schritt – aber zuallererst: aus dem Bett auf die Beine kommen. Sich auf die Füße stellen und guten Stand finden, so lautet das Primärziel. Und umgangssprachlich meint ja „sich auf die Füße stellen“: sich behaupten, jemandem endlich Widerstand entgegensetzen.

Ist uns klar, dass das – nämlich: sich auf die Füße stellen – Gottes Wille ist? Hören wir den Beginn der Lesung. Da heißt es: Das war das Aussehen der Gestalt der Herrlichkeit des HERRN. Und ich schaute und ich fiel nieder auf mein Angesicht. Da hörte ich die Stimme eines Redenden. Er sagte zu mir: Menschensohn, stell dich auf deine Füße; ich will mit dir reden. (Ez 28,1-2) Der Prophet schaut die Herrlichkeit des Herrn, die Größe Gottes. Dieser Anblick ist zu viel. Überwältigt fällt er auf sein Angesicht.

Aber dabei bleibt es nicht. Ezechiel hört: Menschensohn, stell dich auf deine Füße. Es gilt also: Gott will, dass ich mich auf meine Füße stelle. Er hilft aufzustehen. Er hilft uns, wieder aufzustehen, auch wenn es schwer ist und wir wenig Zuversicht haben. Er will, dass wir auf eigenen Beinen stehen, also mit Selbstvertrauen und Selbstgewissheit festen Stand im Leben haben.

Und das alles, weil er mit uns, mit mir reden will. Bleiben wir in Bauchlage, zeigen wir dem Herrn nicht unser Gesicht, dann kann er nicht mit uns reden. Gott ist Gott, der Mensch ist Geschöpf und abhängig. Aber Gott will keine Unterwerfung aus Angst, sondern eine freie, liebevolle „Blickverbindung“ – von „unten“ nach „oben“.

Gott will „g’standene Leut‘“. Als solche will er uns brauchen, sein Werk fortzuführen. Deshalb heißt es gleich nachher: Menschensohn, ich sende dich (V 3).

Christoph Benke

Heil – Heilung – Heiland

Arthur SchwaigerÜber Erzählungen, in denen der Evangelist Markus über Heilungen berichtet, und die Frage, was das für uns als Gemeinde bedeutet, predigte Diakon Mag. Arthur Schwaiger

am 13. Sonntag im Jahreskreis (30. Juni 2024) in Schönbrunn-Vorpark.


Der große deutsche Theologe Eugen Biser (1918-2014) hat immer wieder betont, dass das Christentum eine therapeutische Religion ist. Es geht in unserem christlichen Glauben um Heil, Heilung, Heil- Sein…..                       Nicht umsonst heißt es in zwei alten Kirchenliedern:

  1. Christus, der Heiland, stieg zu uns hernieder…
  2. Der Heiland ist erstanden…

Im heutigen Evangelium erzählt der begnadete Erzähler Markus zwei Heilungserzählungen und macht uns als Hörende aufmerksam auf die Wichtigkeit des erzählten Glaubens, der ganz anders ist als Belehrung und Moralisieren.

Die beiden Erzählungen, die miteinander und ineinander verzahnt sind – die Zahl 12, Heilung durch Berührung, Anrede als Tochter, der Heilungswunsch in der großen Öffentlichkeit, die Heilung selber im kleinen Kreis…- erzählen von Frauen, die aus massiver Not zu neuem Leben in seelischer und körperlicher Integrität finden, gerettet durch tiefen Glauben und die heilende Kraft Gottes. Diese Erzählungen zeichnen ein Hoffnungsbild, das Frauen in Israel über alte Lebensübergänge hinweg als freie Töchter Gottes zeigt, frei von Beeinträchtigungen und Einschränkungen jeglicher Art.

Dieses Evangelium stellt an uns als Gemeinde Fragen:

  1. Sind wir eine heilend-heilsame Gemeinde?
  2. Sind wir eine berührbare und anrührbare Gemeinde?
  3. Welche Beziehung haben wir zu den Sakramenten der Heilung?
  4. Haben wir bei der Praxis dieser beiden Sakramente den Mut, verschüttete Traditionen wieder aufzugreifen? –  Vgl. H.Wolf – Krypta – Ich denke dabei an die urkirchliche Praxis bei der Krankensalbung – nur das Öl musste vom Bischof gesegnet sein – oder an die Traditionen der Beichtmütter und der Laienbeichte!

Dieses Evangelium kann uns Mut machen, radikal auf den Glauben zu setzen nach dem Beispiel des Jairus und der blutflüssigen Frau. Sie sind dieses Risiko eingegangen!

Denn: Wer glaubt, braucht keine Wunder! Wer nicht glaubt, dem helfen keine Wunder!

Arthur Schwaiger