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Impuls zum Osterfest: Liebe, Vergebung, Essen

„Ich liebe dich!“ „Ich vergebe dir!“ „Das Essen ist fertig!“

Eine amerikanische Zeitschrift bat ihre Leser*innen, den Satz einzusenden, den sie am liebsten hörten, am meisten brauchten und am tröstlichsten fanden. Tausende schickten ihre Sätze und ganz oben auf der Liste standen die drei oben genannten Aussagen. Diese Sätze spiegeln die absolute Notwendigkeit von uns Menschen wider, geliebt zu werden und Vergebung zu erlangen. Das, was viele Menschen auch am Lebensende zum Ausdruck bringen. Wir wundern uns vielleicht, dass eine so banal erscheinende Tatsache wie „Das Essen ist fertig!“ so weit oben rangiert, wenn es darum geht, was uns tröstet. Ethnologisch betrachtet bestärken wir uns beim gemeinsamen Essen in unserer Identität und erinnern einander an unsere Zugehörigkeit zur Familie, zum Freundeskreis. Die Wörter „Compagnon“, „Kumpane“ und „Kumpel“ kommen vom lateinischen cum (mit) und panis (Brot) – bezeichnen also jemanden, mit dem wir das Brot teilen.

Es ist nicht leicht, die Evangelien im Neuen Testament zu lesen ohne Hunger zu bekommen. Die Bibel erzählt wiederholt von Gesprächen, die bewegend waren und ein Leben verändert haben – und die offenbar bei einem gemeinsamen Mahl geführt wurden.

Denken wir an den Gründonnerstag – das Letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern. Keinen Vortragssaal hat sich Jesus ausgesucht, um seinen Jüngern sein „Testament“ mitzugeben, sondern einen Speisesaal. Es wird keine Auflistung von erlesenen Speisen überliefert, sondern die Worte, die Jesus gesprochen hat und dass sie Brot miteinander teilten. Im Johannes-Evangelium sagt Jesus beim Letzten Abendmahl: „Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“ Jesus bringt beim gemeinsamen Essen zum Ausdruck, wie gern er seine Freunde hat. Ein Mahl kann also sogar zum Ort werden, wo der wichtigste Satz genannt wird: „Ich liebe dich!“

In diesen Tagen hören wir das Evangelium der „Emmausjünger“. Erst als Jesus mit ihnen am Tisch sitzt und das Brot mit ihnen teilt, entsteht eine so große Nähe, dass sie den Auferstandenen erkennen. Oder denken wir an die Erzählung aus Johannes 21, als der Auferstandene den Jüngern am See erscheint und sie auffordert „Kommt und esst!“ Er gibt ihnen Brot und Fisch und sie erkennen ihren Meister. Als sie gegessen haben, sagt Jesus zu Simon Petrus: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer!“ Wieder geht es um die Liebe. So eng liegen die scheinbar banalste Sache der Welt­– nämlich das Essen – und die wichtigste Sache der Welt – die Liebe – beieinander!

Wenn wir das auf unseren Alltag umlegen, so heißt es, dass es nicht Lachs und Kaviar braucht, um miteinander ein Mahl zu essen, das in Erinnerung bleibt. Was zählt ist, dass wir einander beim gemeinsamen Essen näherkommen, dass wir Gemeinschaft erleben und „genährt“ an Leib und Seele werden.

„Ich hätte viel öfter „Ich liebe dich!“ sagen sollen“, bekennen Sterbende am Ende ihres Lebens. Nützen wir die gemeinsamen Mahlzeiten rund um das Osterfest, um unseren Liebsten zu sagen, wie gern wir sie haben! Jetzt ist die Zeit dafür – nicht später!

„Manchmal feiern wir mitten am Tag ein Fest der Auferstehung“, heißt es in einem Lied. Ein „Ich liebe dich!“ richtet auf, lässt Menschen sich erheben und wieder Lebensmut finden. Beim gemeinsamen Essen in Zuneigung und Verbundenheit kann Auferstehung neu geschehen – heute und an jedem Tag!

Petra Wasserbauer

Karfreitag 2023

Am Karfreitag beteten wir um 15 Uhr eine Kreuzwegandacht mit Pfarrer Martin Rupprecht und um 19 Uhr versammelten wir uns zur Karfreitagsliturgie mit Generalvikar Dr. Nikolaus Krasa in unserer Kirche. Dieses Mal stand wieder, so wie im Vorjahr, bei der Kreuzverehrung das große „Kreuz“, die Christus-Darstellung im Altarraum, im Mittelpunkt.

Hier der Text der Karfreitags-Predigt von Generalvikar Dr. Nikolaus Krasa. 

Am-Boden-Liegen

Dr. Nikolaus KrasaImmer wieder sind wir am Boden, liegen regungslos am Boden. Der Karfreitag zeigt uns, dass uns dieser Boden aber hält, dass wir gehalten sind, und dass dieses „Am-Boden-Liegen“ schon die Ansätze des Aufstehens, der ‚Auferstehung‘, beinhaltet.

Diesen Weg zur Verehrung des besonderen Kreuzes in der Kirche von Schönbrunn-Vorpark zeigte Generalvikar Dr. Nikolaus Krasa in seiner Predigt am Karfreitag auf.


Schade, dass Sie das Zeichen am Beginn des Gottesdienstes nicht mitmachen können (schlicht aus Platzgründen) – aber vielleicht haben Sie die Möglichkeit, es zu Hause nachzuholen. Immerhin ist es eine Gebetshaltung, in der manche Heilige gebetet haben sollen. Und: Jahr für Jahr beginnt der Karfreitagsgottesdienst so. Der Priester darf (und ich sage das hier bewusst) tun, was alle anderen nur durch ein Niederknien ausdrücken. Er darf am Boden sein. 

Am Boden sein, diese Metapher aus unserem alltäglichen Sprachgebrauch erfasst wohl am besten, worum es bei diesem Ritus am Beginn des Karfreitags geht. Einmal vordergründig um das Am-Boden-Sein, vielleicht müsste man ergänzen, Am-Boden-zerstört-Sein Jesu. Denn so werden wir ihn am Ende der heutigen Liturgie verlassen, tot, am Boden liegend im Grab des Joseph von Arimathäa. Am Boden sein – das ist einmal der Ausblick auf das Ende unseres Lebensweges. Auch wir werden einmal tot auf dem Boden (oder besser im Boden) liegen. Als Leichnam oder als Asche, egal.

Aber: Wenn wir vom „Am-Boden-Sein“ reden, fallen uns vermutlich auch Momente, Ereignisse in unserem Leben ein (also noch vor dem Tod). Zeiten von Misserfolgen, Zeiten des Scheiterns, größere und kleinere Katastrophen im Freundes- oder Familienkreis, wirtschaftlich schwierige Zeiten, gesundheitliche Krisen. Zeiten von undefinierter Angst. Es gibt schon vor dem Tod und wohl immer wieder Momente im Leben, in denen einem die Kräfte, die Fähigkeiten zu gestalten, etwas aktiv zu tun, so abhandenkommen, dass man wie regungslos am Boden liegt. 

Ich will Ihnen damit keine Angst machen, Sie auch nicht in die Depression treiben. Ganz im Gegenteil. Denn die Erfahrung, die dieses Zeichen vermittelt, ist eine größere (und damit auch die Erfahrung, um die es in dieser Karfreitagsliturgie geht). Erinnern wir uns an die Stille nach der Passion am Palmsonntag. Eigentlich geht es ja am Palmsonntag nur um die ganz einfache Frage „Willst du mit ihm mitgehen?“ Und, das haben wir gestern versucht zu betrachten: Was passiert denn, wenn du dich auf ihn einlässt? Sie erinnern sich an gestern: Es geht um Verwandlung.

Aber zurück zum Zeichen: Was vermittelt das „Am-Boden-Liegen“ anderes als „Ich bin am Boden“? Ich denke etwas ganz Einfaches, eigentlich Selbstverständliches; so selbstverständlich, dass man es leicht übersieht: Ich würde es so formulieren: Der Boden trägt mich. Oder: Ich bin zwar am Boden, aber ich falle nicht weiter. Da ist ein fester Boden, der mich auffängt und hält und trägt. Ich falle nicht ins Bodenlose. Mir fallen die Worte des großen Rainer Maria Rilke ein, der in seinem Herbstgedicht über fallende Blätter sinniert: „Und doch ist einer da, der dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält“. 

Bilde ich mir das nur ein? Versuche ich hier etwas schön zu reden. Ich denke nicht. Denn damit sind wir bei den entscheidenden Worten der Johannespassion, auf die uns das gestrige Evangelium bereits eingestimmt hat. εἰδὼς ὅτι πάντα ἔδωκεν αὐτῷ ὁ πατὴρ εἰς τὰς χεῖρας καὶ ὅτι ἀπὸ θεοῦ ἐξῆλθεν καὶ πρὸς τὸν θεὸν ὑπάγει – so hat Johannes gestern die Haltung Jesu knapp vor der Fußwaschung geschildert. Worte, die in der Schilderung des Johannes knapp vor dem Tod Jesu nochmals anklingen: Jesus gibt seinen Geist auf, weil er weiß, dass er zu Gott zurückkehrt. Weil er weiß, dass Gott sein Fallen in den Tod unendlich sanft in seinen Händen hält. Und deshalb nicht: „Es ist aus.“, sondern: „Es ist vollbracht.“, oder, könnte man übersetzen: „“Es ist vollendet.“ τετέλεσται – da steckt das Wort Ziel drinnen: „Das Ziel ist erreicht.“

Der Tod wird zum Ziel, weil er jene Verwandlung, die in der Taufe begonnen hat, die ich in jeder Eucharistiefeier nähre, ins Ziel bringt, nämlich Christ, ein Christus zu werden. Jeder kleine Tod, jede Krise, jedes Am-Boden-Sein kann zu einem Moment werden, in dem ich ein Stück mehr in Christus verwandelt werde. Und deshalb endet die Liturgie des heutigen Tages nicht damit, dass wir am Boden liegen, sondern damit, dass wir aufstehen, auferstehen und als Stehende vor unseren Gott treten. So gesehen gehört das Aufstehen zu diesem Zeichen dazu. Im „Am-Boden-Sein“ werden wir zu Auferstandenen verwandelt, wieder und wieder in unserem Leben. 

Das Zeichen des getragen und aufgerichtet am Boden Liegens setzt sich in der Liturgie fort: Deshalb werden wir auch wenig später vor unser leuchtendes Kreuz treten, das in seiner ganz besonderen Art (darüber haben wir vergangenes Jahr nachgedacht) dieses „Es ist vollbracht“ Jesu am Kreuz ausdrückt, dass mit seinem Tod schon die Vollendung durch die Auferstehung beginnt. Und dort nicht am Boden liegen bleiben, nicht in hysterisches Heulen ausbrechen, sondern Blumen als Zeichen des Lebens hinterlassen, das Kreuz verehren, vielleicht auch niederknien.  Und danach aufstehen. 

Deshalb macht es Sinn, dem König Jesus zu folgen. Weil er uns verwandelt und auch die dunkelsten Stunden unseres Lebens zu Orten des Lebens macht. 

Generalvikar Nikolaus Krasa

Ostergeheimnis prägt unser ganzes Leben!

Dr. Nikolaus KrasaWir sind mit Christus, dem anderen König, unterwegs; unsere Aufgabe als Christen ist es, uns an ihm zu orientieren. Es geht darum, uns von ihm verwandeln zu lassen, „damit das Ostergeheimnis unser ganzes Leben prägt.“

Das legte Generalvikar Dr. Nikolaus Krasa in seiner Predigt zu Joh 13, 1-15 den die Liturgie des Gründonnerstags Mitfeiernden in der Gemeinde Schönbrunn-Vorpark dar; er baute in seiner Predigt auch die Brücke vom Palmsonntag bis zur Osterzeit.

 


Sie steht noch da, die Krone, die unsere Kinder vor wenigen Tagen in die Kirche hereingetragen und anschließend bei ihrer Kinderpassion mit einzelnen Ereignissen aus der Passion beklebt haben. Diesem König sind wir zunächst bei seinem Einzug nach Jerusalem begegnet, haben das Hosianna gehört, das die Menschen ihrem König Jesus gesungen haben, dem Nachfahren Davids, dem sie so viel zugetraut haben. Wir haben dann gehört, wie er einzieht, dass er sich ein Bild aus dem Buch des Propheten Sacharia ausgeborgt hat, um zu zeigen, wie er sein Königtum anlegen möchte. Auf einem Esel zieht er, der demütige König aus dem Hause Davids nach Jerusalem ein …

Und vielleicht erinnern Sie sich noch an die Stille, die im Raum war, als die Passion Jesu verklungen war. Stille, weil wir vielleicht instinktiv gespürt haben, da gibt es nicht mehr viel zu sagen. Die großen Fragen des Palmsonntags sind nicht: Hat Jesus alles richtig gemacht? Oder: Wie war das damals? Oder: Was können wir daraus für uns lernen? Die einzige Frage ist: Sind wir bereit mitzugehen?

Warum ich uns an den Palmsonntag erinnere? Weil wir heute einen Schritt weitergehen. Die Frage des Mitgehen ist geklärt. Sie sind da. Die neue Frage lautet: Was passiert denn, wenn wir mit Jesus auf diesem Weg unterwegs sind? Oder, um es modern zu formulieren: Was macht dieser Weg mit uns? Ja, auch heute begegnen wir Jesus, dem König. Und Johannes macht das in der Schilderung des heutigen Evangeliums ganz deutlich.

Jesus agiert souverän. In der Sprache des Johannesevangeliums: Er handelt in dem Wissen, dass er alles, was der Vater ihm gegeben hat, in seine Hände gelegt hat und dass er von Gott kommt und Gott gehorcht. Er weiß um sich, wer er ist, wo er herkommt und wo er hingeht, um seine Beziehung zum Vater, um seine Macht. Er weiß, dass ihm der Vater alles in die Hände gegeben hat. Aus diesem Wissen und dieser Macht gestaltet er das, was danach passiert, souverän. 

Eine kurze Nebenbemerkung oder besser Anregung für die morgige Liturgie (oder für das persönliche Bibellesen): Hören Sie morgen genau hin, wie oft dieses souveräne Handeln Jesu von Johannes in der Passionsgeschichte besonders betont wird, und wie das, eng mit unserem Text verbunden, sich nochmals im Tod Jesu ausdrückt. Er weiß, dass alles vollbracht ist, er gibt seinen Geist (mit demselben Wort ἔδωκεν). 

Wie aber, in welcher Handlung drückt sich die Souveränität Jesu aus, sein königliches Handeln? Er setzt ein Zeichen, tut den Sklavendienst der Fußwaschung. Petrus, der versteht, dass das eigentlich gar nicht geht, protestiert. „Ich sollte dir die Füße waschen, nicht du mir“. Ein Zeichen, das, so weit sind wir schon, zu seinem besonderen Verständnis von Königtum passt, er kommt eben nicht auf einem gewaltigen Schlachtross daher, sondern auf einem Esel, der demütige König aus dem Hause David. Aber warum? Eine doppelte, und ganz einfache, Antwort aus dem Evangelium: „Wenn ich dir nicht die Füße wasche, hast du keinen Anteil an mir“, sagt Jesus dem protestierenden Petrus. Es geht darum, Anteil an Jesus zu haben. Was das heißt? Im heutigen Evangelium ganz schlicht: „Handelt so wie ich an euch!“, so der Schlusssatz.

Blicken wir auf das weitere Johannesevangelium: Sie wissen vielleicht: Nach der heutigen Szene berichtet Johannes von einer langen Rede Jesu an seine Jünger, bevor er dann zum Ölberg aufbricht – wir hören daraus jedes Jahr ab dem 4. Ostersonntag die Evangelien: Da wird vom Weinstock die Rede sein, an dem wir bleiben sollen wie die Rebzweige, von der Liebe, die uns verbindet, die an ihm Maß nimmt („Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.“), vom Paraklet, dem Hl. Geist, davon dass er in uns wohnt und wir in ihm und so letztlich in Gott wohnen. Also in aller Kürze.

Es geht nicht um ein oberflächliches Nachahmen Jesu, sondern letztlich darum, verwandelt zu werden, in ihn hinein. Sodass wir mit Paulus sagen können: Nicht mehr ich lebe, sondern Christus in mir. Und damit sind wir bei unserer Frage vom Beginn: Ziel des Mitgehens mit ihm ist es, von ihm verwandelt zu werden, Christen zu werden, das heißt, um eine Predigt von Augustinus an Neugetaufte zu zitieren: Christus zu werden. 

Es ist schon erstaunlich, dass Johannes, dem die Zeichen, wie er die Wunder nennt, doch so wichtig sind (die letzten beiden, die Heilung des Blindgeborenen und die Erweckung des Lazarus, haben wir an den letzten beiden Fastensonntagen gehört) gerade das Zeichen der Eucharistie nur in einem Nebensatz erwähnt. Die Wandlung der Gaben von Brot und Wein ist ihm offenbar nicht so wichtig wie das, was dadurch geschehen könnte: Unsere Verwandlung. Denn das ist der Sinn von Ostern, vom Christsein, davon, Jesus nachzufolgen – wie es ein Gebet in der Osterzeit formuliert: Damit das Ostergeheimnis unser ganzes Leben prägt und verwandelt. 

Generalvikar Nikolaus Krasa

Gründonnerstag 2023

Am Nachmittag des Gründonnerstags waren Kinder und Familien zur Abendmahlfeier in die Kirche eingeladen. Am Ende der Feier wurde gemeinsam Brot geteilt und Traubensaft getrunken. Beim feierlichen Gottesdienst am Abend des Gründonnerstags ist die Fußwaschung ein fixer Bestandteil der Messe.

Hier der Text der Gründonnerstags-Predigt  von Generalvikar Dr. Nikolaus Krasa. 

Palmsonntag 2023 in Schönbrunn-Vorpark

Lei­der muss­te we­gen leich­tem Re­gen­fall die Segnung der Palmzweige und die Festmesse im Auer-Welsbach-Park ab­ge­sagt wer­den. Statt­des­sen trafen wir uns um 9.30 Uhr in der Kirche; viele Kinder und Erwachsene kamen.

Die Kinder trafen sich nach der Segnung der Palmzweige zum Stationen-Gottesdienst im großen und kleinen Saal. Sie brachten eine große Krone mit; diese wird uns durch die heilige Woche begleiten.

Impuls zur 6. Fastenwoche: Sorgen

„Ich wünschte, ich hätte mir nicht so viele Sorgen gemacht!“

Kennen Sie das? Wochenlang sind Sie halbe Nacht wach gelegen und haben darüber nachgegrübelt, wie das geplante Vorhaben (eine Operation, ein Fest, oder was auch immer) verlaufen werde. Und jetzt, da alles gut vorbeigegangen ist, verstehen Sie gar nicht mehr, warum Sie sich im Vorfeld so viele Sorgen gemacht haben.

Menschen, die am Ende ihres Lebens zurückblicken, geht es auch so. Sie erkennen mit Wehmut, wie viel Zeit ihres Lebens sie damit verbracht haben, sich unnötig Sorgen zu machen. Aber wie können wir das Gedankenkarussell, das immer wieder in unserem Kopf im Kreis läuft, stoppen?

Ich muss Sie gleich enttäuschen. Es gibt dafür kein Patentrezept. Wieder einmal geht es um das Thema des Loslassens, von dem wir schon gehört haben, dass es uns Menschen ein Leben lang begleitet. In den letzten Jahren ist das Thema „Achtsamkeit“ in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Es gibt Achtsamkeitsseminare, in denen man lernen kann, den Augenblick bewusster zu leben. Dieses „in-der-Gegenwart-Sein“ ist sicher ein wichtiger Baustein für ein Leben ohne ständige Sorge. Wenn Sie die sorgenvollen Gedanken in sich hochkommen spüren, atmen Sie tief durch! Spüren Sie die Luft, wie sie durch Ihre Nasenlöcher strömt.

Das kommt Ihnen seltsam vor? Für uns Christ*innen ist es das einfachste Gebet. Denn Gott hat uns seinen Geist eingehaucht. Wir dürfen glauben, dass in jedem Atemzug der Geist Gottes in uns wirkt. Dazu können Sie beim Einatmen die Worte meditieren: „Geist Gottes in mir“ und beim Ausatmen „ich vertraue dir!“ Es kann eine Weile dauern bis Sie so in Ihrem Körper und in der Gegenwart angekommen sind – man könnte auch sagen: im Vertrauen zu Gott angekommen sind, dass die Sorgen und Ängste wieder ihre Macht verlieren.

Sie alle kennen das Gleichnis von den Vögeln im Himmel und den Lilien auf dem Feld, für die Gott sorgt. „Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern? Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen.“, schreibt Matthäus im 6. Kapitel.

Corrie ten Boom, eine niederländische Christin, die während der nationalsozialistischen deutschen Besetzung der Niederlande eine Untergrundorganisation gründete, mit der zahlreiche Juden vor dem Holocaust gerettet wurden, brachte es so zum Ausdruck: „Sich zu sorgen nimmt dem Morgen nichts von seinem Leid. Aber es raubt dem Heute seine Kraft!“ Nur durch ihr tiefes Vertrauen konnte sie und konnten viele andere Menschen in großen Nöten zu allen Zeiten trotzdem Großes bewirken.

Das soll nicht heißen, dass unsere kleinen Alltagssorgen nicht sein dürfen oder gar, dass Gott sie nicht ernst nehmen würde. Im Philipperbrief heißt es „Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank vor Gott!“ (Phil 4,6). Für mich bedeutet das, dass wir uns zwar eigentlich nicht sorgen müssen, aber dass wir immer mit unseren Bitten, mit unseren Sorgen, Ängsten, Nöten, aber auch mit unserem Dank zu Gott kommen dürfen.

In diesem zuletzt genannten „Dank“ liegt vielleicht ein kleiner hilfreicher Hinweis, um das Leben etwas sorgloser zu bestehen: Suchen Sie in ihrem Alltag so oft als möglich Dinge, für die Sie dankbar sind! Ich schreibe z.B. ein „Danke-Tagebuch“ und beginne jede Gebetszeit mit dem Auflisten der Sachen, für die ich Gott danken möchte. Zu sehen, wie viel mir schon geschenkt wurde, hilft mir zu vertrauen, dass Gott auch in Zukunft gut auf mich und meine Lieben schauen wird. Und noch ein kleiner Tipp mit Augenzwinkern: Genießen Sie die Gegenwart! Sie ist die gute alte Zeit von übermorgen!

Welche sorgenvollen Situationen haben sich zum Guten gewendet?

Wofür bin ich dankbar in meinem Leben?

Petra Wasserbauer

Impuls zur 5. Fastenwoche: Mut

„Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mir selbst treu zu bleiben, statt so zu leben, wie es andere von mir erwarten.“

Das ist einer der häufigsten Sätze, den Sterbebegleiter*innen hören. Warum fällt es uns so schwer, uns selbst zu bejahen?

Stellen Sie sich ein Puzzle vor, das alle Facetten Ihres Lebens abbildet – nicht nur Ihr Äußeres, sondern auch Ihre Persönlichkeitsanteile. Beim Zusammenbauen stoße ich immer wieder auf Puzzleteile, die ich nicht an mir mag, z.B. meine Angst, meinen Perfektionismus, meine krumme Nase, usw. Nach einer Weile würde ich mich in dem Puzzle nicht mehr wiedererkennen, weil es nur ein fragmentiertes Bild von mir ist. Oft sind es aber genau diese unliebsamen Aspekte an uns, die uns dabei helfen, anderen Menschen mit Mitgefühl zu begegnen. Wir brauchen die aus der eigenen Verletzlichkeit gewonnene Weisheit, um anderen beizustehen. Um „ganz“ zu sein – und nichts Anderes bedeuten ja die Worte „heil“ und „heilig“, müssen wir alle Teile von uns einbeziehen, akzeptieren und miteinander verbinden. Ganzheit bedeutet nicht Perfektion, sondern: nichts ausgelassen.

Die Philosophin Simone Weil sagte den klugen Satz: „Der Held trägt eine Rüstung, der Heilige ist nackt.“ Die oder der Heilige zeigt sich ganz und macht sich dadurch verwundbar; sie/er wirkt so aber auch heilsam für die Mitmenschen. Wir haben in der 3. Fastenwoche über das Thema „Vergebung“ gesprochen. Oft fällt es uns am schwersten, uns selbst zu vergeben, dass wir so sind, wie wir sind und nicht anders. Das ist der eine Aspekt des Themas: die Selbst-Annahme. An meiner Wand hängt der schöne Spruch „Mit etwas Mut kann man sein, wer man sein möchte. Mit noch etwas mehr Mut kann man sogar sein, wer man ist!“

Der 2. Aspekt ist, dass wir uns selbst treu bleiben dürfen, auch wenn wir damit die Erwartungen anderer enttäuschen. Das Wort „Ent-Täuschung“ ist für uns negativ besetzt, bedeutet aber eigentlich etwas Positives: Ich zeige eine Täuschung auf und trage dadurch zur Wahrheitsfindung bei. Die andere Person hatte vielleicht ein falsches Bild von mir. Wenn ich sie „ent-täusche“, sieht sie mehr von dem, wie ich wirklich bin. Tragfähige, gute Beziehungen halten Enttäuschungen aus und werden dadurch sogar wahrhaftiger.
Jahrhunderte lang wurde die Bibelstelle „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Mt 22,39) einseitig zitiert und der erste Teil des Satzes betont. Das „wie dich selbst“ wurde unter den Tisch gekehrt. Erst in der letzten Zeit erkennt man die Wichtigkeit der Selbstfürsorge: Nur wer für sich selbst gut sorgt, kann auch für andere da sein.

Ähnlich war es mit dem Begriff der „Demut“: Oft wurde sie mit Selbstverleugnung gleichgesetzt. Mir kam kürzlich folgende Deutung unter: „Demut ist, nicht weniger von sich zu denken, sondern weniger an sich zu denken!“ Wenn ich um meine Größe weiß, wenn ich wirklich glauben kann, dass Gott mich gut geschaffen hat, dass er sich an mir freut, dann werde ich im Alltag nicht Angst haben, zu kurz zu kommen oder von anderen übersehen zu werden. Und ich werde gut für mich selbst sorgen, weil ich erkannt habe, dass Gott ein Leben in Fülle für mich will. Ich werde meine Stärken zeigen und einsetzen, anstatt mich in falsch verstandener Demut klein zu machen. Ich werde meine Meinung sagen und manchmal auch gegen gesellschaftliche Konventionen handeln, weil ich innerlich frei bin vom Urteil der anderen. Was zählt ist, was Gott von mir denkt.

Kann ich glauben, dass Gott mich gut findet, so, wie ich bin?
Welche Seit von mir versuche ich vor anderen zu verbergen?
In welchen Lebensbereichen kostet es Mut, mir selber treu zu bleiben?

Petra Wasserbauer

Weihnachten und Neujahr in der Pfarre Hildegard Burjan

Feiern Sie Weihnachten mit uns!

In unseren drei Kirchen bieten wir zu Weihnachten Beichtgelegenheiten, Andachten und viele Heilige Messen in verschiedenen Sprachen an. Wir geben Ihnen hier einen kurzen Überblick.

Impuls zur 4. Fastenwoche: Leistung

„Ich wünschte, ich hätte weniger gearbeitet!“

Dies ist eine der häufigsten Antworten auf die Frage an Sterbende, was sie in ihrem Leben bereuen.

Wir leben in einer Leistungsgesellschaft: Beruf, Freizeit, Familienleben: alles ist auf Leistung und Optimierung ausgelegt. Wir machen unser Glück vom Ergebnis abhängig und vergessen dabei, dass wir auch glücklich sein dürfen, ohne es uns zu verdienen. Und wieder kommt das Thema „Loslassen“ ins Spiel, von dem wir schon in den anderen Impulsen gesprochen haben. Oft erst in Krankheit machen Menschen die schmerzliche, aber auch heilsame Erfahrung, dass ihr Leben auch lebenswert ist, wenn ihr Alltag nicht mit Aktivitäten vollgepackt ist.

Jedes Leben hat vor Gott seine eigene Würde, seinen Wert – unabhängig von unserer „Leistung“. Die Fastenzeit ist eine Einladung, das Leben wieder neu als Geschenk wahrzunehmen. Das christliche Wort dafür ist „Gnade“. Allein, dass wir atmen, dass wir jeden Morgen aufwachen, ist nicht unsere Leistung. Religionen haben Rituale, um den Geschenkcharakter unseres Lebens zum Ausdruck zu bringen. Denken wir an den arbeitsfreien Sonntag. Wir dürfen ruhen, auf unser Leben blicken und sehen, wie viel Gutes darin ist. Schon in der Schöpfungsgeschichte ist die Ruhe ein unverzichtbarer Teil. Gott schafft die Menschen am sechsten Tag und noch bevor sie einen Handgriff machen, sagt Gott quasi: „Und morgen früh, wenn ihr wach werdet, ist hier übrigens Feiertag!“ Das Erste, was sie „tun“ sollen (nämlich am 7. Tag der Schöpfung), ist ruhen, so wie es auch von Gott selbst heißt, dass er am 7. Tag ruhte. „Sechs Tage darfst du schaffen und all deine Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem HERRN, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun“, heißt es in den 10 Geboten.

Gott hat die Menschen aus der Sklaverei Ägyptens geführt, wo sie Tag und Nacht schuften mussten und will sie nun mit Hilfe der 10 Gebote davor bewahren, dass sie sich selber wieder unfrei machen, indem sie die Arbeit über alles andere stellen.

Das alte Wort für Erholung, „Rekreation“, bedeutet wörtlich „neu schaffen“. Diese Neuschöpfung geschieht, was den Körper angeht, im Schlaf, was die Seele angeht im Zustand des wachen Ruhens. Wenn wir uns für das Ruhen entscheiden, kann also Neues wachsen. Ruhen ist nicht dasselbe wie Passivität. „Das, was passiert, während man nichts tut, passiert nicht, wenn man aufs Nichtstun verzichtet“, schreibt Tomas Sjödin in dem wunderbaren Buch „Warum Ruhe unsere Rettung ist“. Beim Ruhen geht es nicht um eine „Turbo-Pause“, damit unsere Batterien schnell wieder aufgeladen sind. Es geht nicht um einen Wellness-Urlaub, den wir uns gönnen, um dann wieder voll leistungsfähig zu sein. Die Ruhe ist auch keine Belohnung, die man sich verdienen muss. Sie ist Voraussetzung für ein gesunden Leben. Anstatt vom Arbeits-Stress in den Freizeit-Stress zu wechseln, kann Ruhe bedeuten, „gute Sachen in der richtigen Reihenfolge zu versäumen“, wie es Tomas Sjödin ausdrückt.

Ich habe mir für die Fastenzeit eine „Not-to-do-List“ angelegt. Es gibt so viel, was man nicht muss, obwohl es unser innerer Antreiber einfordert. Je nach unserer Lebenssituation sind es andere Dinge, von denen wir im Alltag denken, dass wir sie tun müssen und mit etwas Besinnung erkennen, dass wir sie getrost auch sein lassen können. Ich muss nicht jederzeit erreichbar sein. Ich muss nicht bis zur Erschöpfung arbeiten. Ich muss nicht bei jeder Veranstaltung dabei sein. Ich muss nicht immer eine aufgeräumte Wohnung haben. Und so weiter.

Welche ungesunden Leistungs-Zwänge habe ich verinnerlicht?
Wie kann ich in meinem Alltag der Ruhe einen fixen Platz geben?
Welche Punkte kämen auf meine „Not-to-do-Liste“?

Petra Wasserbauer