Mit dem, was es heißt, zu sagen ‚Ich glaube‘, hat sich Dr. Christoph Benke in seiner Predigt am 5. Fastensonntag (06. April 2025) in Schönbrunn-Vorpark auseinandergesetzt.
Wir werden nachher das sog. „Große Glaubensbekenntnis“ beten. Darum lade ich Sie heute ein, über das Wort Glaube und über das Glauben nachzudenken. Die Frage, wer Jesus ist, beschäftigte die Christen der ersten Jahrhunderte. Man verständigte sich vor 1700 Jahren auf diesen Text. Aber es geht im Folgenden weniger um das, was alles in diesem langen und dichten Text steht (wir nennen das Glaubensinhalt), sondern um das Glauben an sich. Was bedeutet es, wenn jemand sagt Ich glaube?
Zum Menschsein gehört die Fähigkeit, jemandem zu vertrauen. Öffentliches Leben funktioniert nicht ohne Vertrauen: Ich gebe mich in die Hand des Busfahrers, einer Pflegekraft, des Kfz-Mechanikers und vertraue, dass die ihre Sache gut machen. Darüber hinaus gibt es in unserem Leben gelegentlich Wendepunkte: Momente, in denen ich gefragt bin, über mich hinauszuwachsen, mein Ego zu überschreiten, etwa in der Liebe oder im Vertrauen auf Werte, in Entscheidungen. Wo ich das wage und vertraue – also glaube –, wachse ich zu einer reifen Persönlichkeit.
Da geht es also noch nicht um Religion oder Kirche. Aber hier bin ich sehr grundsätzlich gefragt: Vertrauen zu wagen (z.B. auf einen Menschen) und sich auf ein großes Ziel hinzubewegen.
Ein nächster Schritt wäre, zu sagen „Ich glaube an Gott“. Das meint: ‚Ich habe eine religiöse Weltanschauung, in der Gott eine Rolle spielt; ich bekenne mich zu einer bestimmten Glaubensüberzeugung, zu einer Welt- und Lebensdeutung.‘
Vorhin sagten wir, dass Glauben viel mit Vertrauen zu tun hat. Wer vertraut, bringt sich ins Spiel. Das kann mehr oder weniger der Fall sein. Doch sagt jemand „Ich glaube an dich, Gott“, kommt eine innere Bewegung dazu: Hier geht es um Vertrauen von Person zu Person, als personaler Akt. Es macht einen großen Unterschied, ob ich das an dich, Gott wirklich meine, also mit diesen Worten wirklich innerlich mitgehe. Der Unterschied ist das Du, also Gott als „Person“. Die jüdisch-christliche Glaubenstradition hält daran fest: Die große göttliche Macht, die „die Welt im Innersten zusammenhält“, ist keine unpersönliche Kraft, keine bloße alles umfassende Energie – ist ein „personaler“ Gott: ein Gott, der von sich ich, zu uns ihr und zu mir du sagen kann.
Wo es um Liebe und Vertrauen geht, ist immer noch Steigerung oder Vertiefung möglich. Deshalb zielt die Dynamik des Glaubens auf „Ich glaube dir, Gott“. Unser Herz und unser Verstand fragen dann: ‚Was glaube ich dir, Gott?‘ – „Du bist mein geliebter Sohn / Du bist meine geliebte Tochter“ (Mk 1,11). Wir sind gerufen, es ihm zu glauben.
Lebendiger Glaubensvollzug würde also bedeuten: sich vergegenwärtigen, dass Gott Wirklichkeit ist; zu sagen und es zu meinen: ‚Gott, Du bist da, Du kennst mich, bist ständig anwesend‘. Sich dies immer wieder bewusstmachen und damit wie mit einer guten Gewohnheit leben – das ist glauben.