Übungsweg der Dankbarkeit: Impuls 3

Wir haben in den letzten 2 Wochen schon einiges zum Thema Dankbarkeit gelesen. Na, wie geht es Ihnen mit dem Einüben? Ich freue mich, wenn Sie mir im persönlichen Gespräch davon erzählen, welche Erfahrungen Sie auf dem Übungsweg machen!

In meinem heutigen Impuls geht es darum, wie Dankbarkeit unsere Beziehungen bereichert. Geht es Ihnen auch so: Gerade bei den Menschen, die uns am nächsten stehen, sehen wir oft vielmehr das, was sie in unseren Augen nicht gut genug machen als das, was sie alles schaffen! Im fordernden Alltag, wo alles durchorganisiert ist, regen wir uns auf, wenn der Partner einen Termin vergisst, das Kind nicht wie vereinbart anruft oder die Heimhilfe zu spät kommt.

Wir dürfen das natürlich kritisieren, können uns aber zugleich fragen: Habe ich bisher „Danke“ gesagt, wenn die Heimhilfe sich extra beeilt hat, um pünktlich zu mir zu kommen? Habe ich meinem Partner dafür gedankt, dass er so vieles erledigt, an das ich gar nicht denken würde? Bin ich meinen Kindern dankbar, dass ich mich im Normalfall auf sie verlassen kann?

Es gibt das Prinzip 5:1, das heißt, für die Kritik an einer Person finde ich 5 Dinge, die ich an ihr schätze, für die ich ihr dankbar bin. Wer freut sich nicht über ein ausgesprochenes „Danke!“ anstatt ständig kritisiert zu werden!?

Mein Mann und ich pflegen seit Jahren folgendes Ritual: Wir benennen vor dem Einschlafen die Dinge, für die wir der/dem Anderen an diesem Tag dankbar sind. So schlafen wir mit guten Gedanken und dem Wissen um die gegenseitige Wertschätzung ein.

Egal in welcher Lebenssituation Sie stehen – ob Sie alleine leben oder in Gemeinschaft – versuchen Sie die Dankbarkeit gegenüber Ihren Mitmenschen einzuüben! Sie werden sehen, dass die Beziehungen dadurch noch mehr an Qualität gewinnen. Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen!

Übungsweg der Dankbarkeit: Impuls 2

Für mich ist die Dankbarkeit am Morgen wichtig, weil ich sonst oft schon genervt in den Tag starte. Deshalb gebe ich mir einen Ruck und überleg mir, während ich schnell aus dem Bett hüpfe, 3 Gründe, wofür ich in diesem Moment dankbar sein kann. Diese Dankbarkeit zieht sich im Idealfall durch den Tag.

Das Essen ist eine von vielen Möglichkeiten im Laufe eines Tages, um sich bewusst zu machen, wie reich beschenkt man ist und dafür zu danken. Mir wurde das einmal klar, als meine Tochter mit damals 2 Jahren vor der Nachmittagsjause sagte: „Nein! Noch nicht das Joghurt essen! Wir haben ja noch gar nicht gebetet!“

Irritiert überlegte ich, welche Antwort ich meiner Tochter jetzt gebe, die vor der Nachmittagsjause vehement ein Tischgebet einforderte. Normalerweise beten wir nur vor dem Mittagessen. Aber der Einwand der Kleinen stimmte mich nachdenklich. Ist ein Joghurt weniger Grund zum Danken als eine Hauptspeise? Warum esse ich so oft achtlos, ohne einen Gedanken daran, wie viele Ressourcen, wie viele fleißige Hände und Arbeitsschritte es gebraucht hat, bis die Nahrungsmittel bei mir auf dem Tisch landen? „Du hast recht“, sagte ich zu meiner Tochter. „Sagen wir dem lieben Gott DANKE für das Joghurt!“

Als ich selber noch ein kleines Kind war, sangen wir im Kindergarten oft das Lied: „Apfel, du bist schön! Wer hat dich so schön gemacht? Gott hat sich’s ausgedacht.“ Der Text bringt für mich sehr gut und in kindgerechter Weise zum Ausdruck, wie kreativ und mit wie viel Schönheit Gott alles geschaffen hat. Sich diesen kindlichen Blick auf die Welt zu bewahren, dem Apfel zu sagen, wie schön er ist und Gott für das Joghurt zu danken, all das, kann auch uns Erwachsene glücklicher machen. Ich wünsche uns, dass uns diese Haltung mehr und mehr gelingt!

Nächste Woche werde ich an dieser Stelle einen Impuls dazu geben, wie wir in unseren Beziehungen Dankbarkeit einüben können.

Herbst – die Zeit für Dankbarkeit

Der Herbst ist die Zeit zu danken. Für die Ernte, ohne die wir nicht überleben könnten, für den vergangenen Sommer, in dem viele von uns zumindest etwas zur Ruhe kommen konnten und, seien wir ehrlich, für viele andere Dinge, wenn wir uns in der Welt umsehen, wie es anderen ergeht.

„Wäre das Wort ›Danke‹ das einzige Gebet, das du je sprichst, so würde es genügen.“
Meister Eckhart

Gemeindeleiterin Petra hat sich in das Thema vertieft und einen vierteiligen „Übungsweg der Dankbarkeit“ verfasst. Lesen Sie ihn, folgen Sie ihm und bemerken Sie, wie aufrichtige Dankbarkeit Sie selbst und andere zum Besseren verändern kann.

Morgenimpulse von Pfarrer Martin im Radio

Pfarrer Martin war in der Woche vom 2. bis zum 6. Oktober 2023 eingeladen, auf Radio Klassik Stephansdom die Morgenimpulse zu den Bibeltexten der Woche zu geben.

Falls Sie diese Sendungen verpasst haben, können Sie sie hier nachhören:

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit dafür.

(Achtung: Sie müssen externe Inhalte auf der Seite zulassen, um die Impulse abspielen zu können!)

Übungsweg der Dankbarkeit: Impuls 1

Im Zeitalter der Glücksforschung kommen immer mehr Studien zu dem Ergebnis, dass eine Haltung der Dankbarkeit glücklich macht.

Menschen, die im Bewusstsein leben, dass nicht alles, was sie sind und haben, ihr eigenes Verdienst ist, sind glücklichere Menschen. Sie wissen sich beschenkt von ihren Mitmenschen und von Gott. Genauso wie es an einem Tag 1000 Gründe geben kann, um sich zu ärgern, gibt es vom Aufwachen bis zum Schlafengehen 1000 Gründe, um dankbar zu sein.

Viele Menschen in unserem Kulturkreis leben aus dem Gefühl des Mangels. Allgegenwärtige Werbung suggeriert uns dieses Gefühl: Sei unzufrieden mit dem, was du hast. Je größer der Überfluss, desto bedürftiger scheinen wir Menschen zu werden. Auch im Blick auf Kinder fällt mir das auf: Oft geht es im Gespräch über Kinder nicht darum, welche Bereicherung sie in unser Leben bringen, sondern was Eltern alles nicht mehr machen können, wie eingeschränkt sie durch die Kinder sind.

Meist wird die eigene fehlende Dankbarkeit erst dann bewusst, wenn wir von Krankheit, Leid oder Tod anderer hören oder wenn uns selbst etwas widerfährt, das den Alltag durchkreuzt und Selbstverständlichkeiten über den Haufen wirft.  Ein Hexenschuss: „Au, wie das schmerzt! Ach, bin ich arm!“ Ich bemitleide mich selbst, bis mir bewusst wird, dass ich bisher noch selten dafür gedankt habe, dass mein Körper täglich Unglaubliches leistet.

Eine gute Möglichkeit um Dankbarkeit einzuüben ist ein „Danke-Tagebuch“, in das man täglich einträgt, wofür man heute dankbar ist. Das Geschriebene kann man auch in Zeiten, in denen man keinen Grund zum Danken findet, hernehmen, um sich zu erinnern und Kraft zu tanken.

Ich lade Sie ein, es die kommende Woche zu versuchen: Notieren Sie sich jeden Tag, wofür Sie dankbar sind!

Nächste Woche werde ich einen weiteren Impuls zum Einüben der Dankbarkeit geben.

Beten wir für die Synode

Papst Franziskus hat 2021 die gesamte Weltkirche zu einem synodalen Prozess eingeladen. Auch in unserer Pfarre und in ihren Teilgemeinden konnten anstehende Themen geäußert werden. Die vielen Beiträge wurden weltweit in den einzelnen Diözesen, dann Ländern und schließlich Kontinenten zusammengefasst.

Von 4. – 29. Oktober 2023 findet nun im Vatikan zu diesen Aussagen und Anliegen eine erste Bischofsversammlung statt; neben 268 Bischöfen sind auch 100 Nicht-Bischöfe (etwas mehr als die Hälfte davon Frauen) stimmberechtigte Teilnehmer/innen. Eine zweite Bischofsversammlung ist für Oktober 2024 geplant.

Stellen auch wir uns hinter diese Beratungen und beten wir auch privat das folgende Synodengebet.

Termine

Wir beten das Synodengebet gemeinsam in jeder Hl. Messe der ganzen Pfarre während der Versammlungszeit.

In Neufünfhaus finden folgende zusätzliche Termine statt:

  • Am Montag, den 9. Oktober um 19 Uhr findet in der Kirche Christkönig-Neufünfhaus ein Informationsabend über die Weltsynode statt. Anschließend Abendgebet für die Zukunft der Kirche.
  • Das Synodengebet beten wir außerdem beim Herz ausschütten am Donnerstag, den 19. Oktober um 19 Uhr und bei der feierlichen Vesper am Nationalfeiertag, 26. Oktober, um 18.30 Uhr, ebenfalls in der Kirche Christkönig-Neufünfhaus.

Das Synodengebet

Das Gebet lautet wie folgt:

Wir stehen vor dir, Heiliger Geist,
in deinem Namen sind wir versammelt. 

Du, unser wahrer Ratgeber: 

Komm zu uns, 
steh uns bei, 
kehre ein in unsere Herzen. 

Lehre uns, wohin wir gehen sollen; 
zeige uns, wie wir das Ziel erreichen können. 

Bewahre uns davor, 
als schwache und sündige Menschen 
die Orientierung zu verlieren. 

Lass nicht zu, 
dass Unwissenheit uns auf falsche Wege führt. 

Gib uns die Gabe der Unterscheidung, 
dass wir unser Handeln nicht von Vorurteilen 
und falschen Rücksichten leiten lassen. 

Führe uns in dir zur Einheit, 
damit wir nicht vom Weg der Wahrheit und der Gerechtigkeit abkommen, 
sondern auf unserer Pilgerschaft dem ewigen Leben entgegenstreben. 

Das erbitten wir von Dir, 
der du zu allen Zeiten und an allen Orten wirkst, 
in der Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn 
von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.

Die Sakramente neu denken – mit kurzen Videos

Pfarrer Martin führt mit mehreren kurzen Videos durch die sieben Sakramente. Seien Sie neugierig und erfahren Sie:

  • Was hat eine Uhr mit den Sakramenten zu tun?
  • Warum kann ich mich beim Duschen nicht taufen?
  • Beichten – was soll das bringen?
  • Was ist die Quelle und der Höhepunkt des christlichen Daseins?
  • Vom Dach zur Firmung und zum Frieden?
  • Wie kann man 65 Jahre verheiratet bleiben?
  • Gibt es eine Antwort auf Todesangst, Lebensangst und geschlagene Wunden?
  • Was sind die Funktionen des Priestergewandes am Anfang und Ende?

→ Noch mehr zu den Sakramenten erfahren Sie hier.


Kann eine Uhr ein Heiligtum sein? Und was hat das mit den Sakramenten zu tun?

Warum kann ich mich beim Duschen nicht selbst taufen?

Die Beichte – überraschend gut

Quelle und Höhepunkt: die Eucharistie

Auf dem Dach und bei der Firmung

65 Jahre verheiratet

Eine Antwort auf Todesangst, Lebensangst, geschlagene Wunden: die Krankensalbung

Weihetag als Priester und das Gewand zum Sterben

Schönen Sommer!

Mit einer kleinen Geschichte von Rosemarie Bottländer-Harbert wünschen wir allen Menschen aus unserer Pfarre und allen Leser/innen unserer Webseiten einen schönen, erholsamen Sommer, in dem Sie ein wenig die Zeit zum Auftanken – und vielleicht sogar ein Stück mehr zu ihrer Mitte finden sollen.

Wenn Sie wegfahren, kommen Sie gut erholt und gesund wieder. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen – hoffentlich spätestens im Herbst.

Ihr Pfarrteam


Es lebte einmal ein junger Mann, der täglich über den Sinn der Welt nachgrübelte. Vor allem beschäftigte ihn der Gedanke, was im Leben am meisten Ernst habe, denn so meinte er, das Gewicht des Ernstes könne am ehesten den Menschen unter die Oberfläche des Daseins ziehen und ihm den Grund aller Dinge nahebringen.

Soviel er aber nachdachte und die Menschen beobachtete, er kam zu keinem Ergebnis. Um in seine Zweifel Klarheit zu bringen, suchte er schließlich einen alten Weisen auf, der allein in einem weit entfernten
Wald lebte. 

Der Meister fragte ihn, was ihn hergeführt habe, und er berichtete, er suche nach dem Kostbarsten, was ein Mensch tun könne, um sich der Gottheit zu nähern.

„Was hast du auf dem Weg hierher getan?“ fragte ihn der Meister. Der junge Mann glaubte, er habe ihn nicht verstanden, und wiederholte sein Anliegen. Doch der Meister fragte nochmals: „Was hast du auf dem Weg nach hier getan?“ „Ich habe geschwitzt“, sagte er, „denn der Weg auf die Höhe war steil, ich geriet außer Atem und hatte großen Durst. Aber ich habe versucht, die Beschwerden des Weges geduldig zu ertragen“.

„Was hast du noch getan?“
„Ich habe meditiert, wie ich es täglich tue. Heute habe ich mich in den Gedanken versenkt, dass der Gleichmut eine Tugend und ein Fehler sein kann“.

„Was hast du noch getan?“
„Ich habe einem alten Mann sein Bündel Holz ins Dorf getragen. Es war für mich ein Umweg, aber ich sah, dass der Alte zu schwach für die Last war“.

„Was hast du noch getan?“
Der Jüngling zögerte, dann sagte er: „Ich habe eine Weile auf einem Stein gesessen und mit einer Glaskugel gespielt, die mir mein Vater geschenkt hat, als ich die Schule verließ. Verzeih mir, dass ich mich damit
aufhielt.“

„Bei welcher Beschäftigung fühltest du dich am leichtesten?“
Der Jüngling sah den Alten ratlos an. „Beantworte mir bitte meine Frage“, sagte er, „ich kam doch mit einem Anlegen zu dir.“

Der Meister wiederholte, als habe er seinen Einwand nicht gehört:
„Bei welcher Beschäftigung fühltest du dich am leichtesten?“
„Beim Spiel mit der Kugel“, sagte der Junge Mann beschämt, „da war ich ganz leer und fröhlich, ich hatte keine Gedanken und keine Sorgen.“

„Das war der beste Augenblick dieses Tages“ sagte der Meister, „als du dem Spiel hingegeben warst. Das Spiel ist ganz leicht und zugleich ganz ernst, darum ist es der Gottheit nah. Du gelangst unter die Oberfläche des Daseins, indem du dich darüber erhebst.“

Rosemarie Bottländer-Harbert

Impuls zu Stoßgebeten zum Heiligen Geist

Wer war´s? – Der Heilige Geist!

In diesen Tagen feiern wir das Pfingstfest. Gott schenkt uns seinen Heiligen Geist. Aber was bedeutet das? Jesus sagt seinen Jünger*innen vor seiner Himmelfahrt: „Ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll. Es ist der Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.“ (Joh 14,16-17)
Kann ich glauben, dass der Geist Gottes/die göttliche Lebenskraft/der Lebensatem Gottes in mir wirkt? Kaum etwas ist in unserem Leben als Christ*innen so lebens- und alltagsrelevant wie diese Zusage, wenn ich sie bejahe. Eine ganz einfache und praktische Übung, um mir das bewusst zu machen ist, in Stoßgebeten den Heiligen Geist „anzurufen“, wenn ich Gottes Hilfe brauche. So viele Aspekte des Geistes Gottes stellt uns die Bibel vor. Sie alle kann ich in meinen kurzen Gebeten erflehen:

  • Wenn mir die Puste ausgeht – komm, Lebensatem!
  • Wenn ich auszubrennen drohe – komm, göttliches Feuer!
  • Wenn ich im Dunkeln tappe – komm, göttliches Licht!
  • Wenn ich alleine dastehe – komm, Beistand, den der Vater schenkt!
  • Wenn ich auf der Leitung stehe – komm Geistesblitz!
  • Wenn meine Batterien leer sind – komm, du Lebensenergie.
  • Wenn mich Trauer überfällt – komm, du Trösterin!
  • Wenn mir der Geduldsfaden reißt – komm, Geist des Langmuts!
  • Wenn ich vor Wut platze – komm, Geist der Sanftmut!
  • Wenn ich mich schwach fühle – komm, du Lebenskraft!
  • Wenn ich nicht mehr weiterweiß – komm, göttliche Weisheit!

Diese Liste an Anrufungen kann je nach Situation ergänzt werden. Immer und überall ist Gottes Geist mit und in uns. Diese Gewissheit ist für mich eine sprudelnde Kraftquelle.

 

Impuls zum Osterfest: Liebe, Vergebung, Essen

„Ich liebe dich!“ „Ich vergebe dir!“ „Das Essen ist fertig!“

Eine amerikanische Zeitschrift bat ihre Leser*innen, den Satz einzusenden, den sie am liebsten hörten, am meisten brauchten und am tröstlichsten fanden. Tausende schickten ihre Sätze und ganz oben auf der Liste standen die drei oben genannten Aussagen. Diese Sätze spiegeln die absolute Notwendigkeit von uns Menschen wider, geliebt zu werden und Vergebung zu erlangen. Das, was viele Menschen auch am Lebensende zum Ausdruck bringen. Wir wundern uns vielleicht, dass eine so banal erscheinende Tatsache wie „Das Essen ist fertig!“ so weit oben rangiert, wenn es darum geht, was uns tröstet. Ethnologisch betrachtet bestärken wir uns beim gemeinsamen Essen in unserer Identität und erinnern einander an unsere Zugehörigkeit zur Familie, zum Freundeskreis. Die Wörter „Compagnon“, „Kumpane“ und „Kumpel“ kommen vom lateinischen cum (mit) und panis (Brot) – bezeichnen also jemanden, mit dem wir das Brot teilen.

Es ist nicht leicht, die Evangelien im Neuen Testament zu lesen ohne Hunger zu bekommen. Die Bibel erzählt wiederholt von Gesprächen, die bewegend waren und ein Leben verändert haben – und die offenbar bei einem gemeinsamen Mahl geführt wurden.

Denken wir an den Gründonnerstag – das Letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern. Keinen Vortragssaal hat sich Jesus ausgesucht, um seinen Jüngern sein „Testament“ mitzugeben, sondern einen Speisesaal. Es wird keine Auflistung von erlesenen Speisen überliefert, sondern die Worte, die Jesus gesprochen hat und dass sie Brot miteinander teilten. Im Johannes-Evangelium sagt Jesus beim Letzten Abendmahl: „Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“ Jesus bringt beim gemeinsamen Essen zum Ausdruck, wie gern er seine Freunde hat. Ein Mahl kann also sogar zum Ort werden, wo der wichtigste Satz genannt wird: „Ich liebe dich!“

In diesen Tagen hören wir das Evangelium der „Emmausjünger“. Erst als Jesus mit ihnen am Tisch sitzt und das Brot mit ihnen teilt, entsteht eine so große Nähe, dass sie den Auferstandenen erkennen. Oder denken wir an die Erzählung aus Johannes 21, als der Auferstandene den Jüngern am See erscheint und sie auffordert „Kommt und esst!“ Er gibt ihnen Brot und Fisch und sie erkennen ihren Meister. Als sie gegessen haben, sagt Jesus zu Simon Petrus: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer!“ Wieder geht es um die Liebe. So eng liegen die scheinbar banalste Sache der Welt­– nämlich das Essen – und die wichtigste Sache der Welt – die Liebe – beieinander!

Wenn wir das auf unseren Alltag umlegen, so heißt es, dass es nicht Lachs und Kaviar braucht, um miteinander ein Mahl zu essen, das in Erinnerung bleibt. Was zählt ist, dass wir einander beim gemeinsamen Essen näherkommen, dass wir Gemeinschaft erleben und „genährt“ an Leib und Seele werden.

„Ich hätte viel öfter „Ich liebe dich!“ sagen sollen“, bekennen Sterbende am Ende ihres Lebens. Nützen wir die gemeinsamen Mahlzeiten rund um das Osterfest, um unseren Liebsten zu sagen, wie gern wir sie haben! Jetzt ist die Zeit dafür – nicht später!

„Manchmal feiern wir mitten am Tag ein Fest der Auferstehung“, heißt es in einem Lied. Ein „Ich liebe dich!“ richtet auf, lässt Menschen sich erheben und wieder Lebensmut finden. Beim gemeinsamen Essen in Zuneigung und Verbundenheit kann Auferstehung neu geschehen – heute und an jedem Tag!

Petra Wasserbauer