Impuls zur 1. Fastenwoche: Staub
„Bedenke Mensch, dass du Staub bist und zum Staub zurückkehrst!“
So lautet in Anlehnung an Genesis 3,19 eine der gängigen Aufforderungen, die uns bei der Spendung des Aschenkreuzes zugesagt wird.
Ich konnte mit dieser Aufforderung früher nicht so viel anfangen. Das änderte sich, als im Sommer im Freibad mein Blick auf das Tattoo einer jungen Frau fiel. „Ich lebe, wofür es sich zu sterben lohnt“, war in ihre Haut tätowiert. Der Spruch ließ mich nicht mehr los. Mitten in der Hitze und Leichtigkeit des Sommers dachte ich an Aschermittwoch und dessen Erinnerung, dass wir alle einmal sterben werden. Was zählt am Ende im Rückblick auf das Leben? Wofür wollen wir leben? In der Auseinandersetzung mit dem Thema stieß ich auf verschiedene Artikel und Bücher. An meinen Erkenntnissen daraus möchte ich Sie/Euch in diesen Wochen der Fastenzeit teilhaben lassen.
Das Erstaunlichste im Leben ist, dass die Menschen wissen, dass sie sterben, und trotzdem so leben, als sei das nicht so. Psalm 90 sagt: „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben werden, damit wir klug werden.“
Adelheid Rieffel ist Hospizmitarbeiterin und hat aus vielen Sterbebegleitungen intensiv für ihr eigenes Leben gelernt. Welchen Rat kann sie geben?
- Immer wieder (Zwischen-) Bilanz im Leben ziehen und dann innerlich und äußerlich das Leben (neu)ordnen.
- Sich die Frage stellen: Was tue ich in und mit meinem Leben und will ich das auch weiterhin so tun? Notfalls eine Kurskorrektur vornehmen, auch wenn es weh tut.
Die Vergänglichkeit ist der Zugang zu den Möglichkeiten. Wenn wir sie bejahen, finden wir wahre Freiheit! Wer sich mit der spirituellen Dimension des Abschieds befasst, begegnet dem letzten Abschied, dem Tod, später vielleicht vertrauensvoller. Wer sein Leben schon früh in einen größeren Zusammenhang stellt und seiner Seele Raum gibt für den Abschiedsschmerz, der findet einen natürlichen Umgang mit der Endlichkeit.
Wenn ich das Aschenkreuz empfange, bittet ich Gott, dass die Tage der österlichen Bußzeit für mich eine Zeit der Umkehr, der Läuterung und der geistlichen Fruchtbarkeit werden mögen. Ich bedenke den Tod, aber noch vielmehr das Leben – ein Leben, das reiche Frucht bringen soll und das von Jesus Christus zur Auferstehung gerufen wird: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.“ (Johannes 11,25) – „Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht.“ (Johannes 15,5).
Der Aschermittwoch und die ganze Fastenzeit erinnern daran: Wir gehen Ostern entgegen, nicht nur in einer bestimmten Zeit des Kirchenjahres, sondern immer – mit unserem ganzen Leben.
Wofür möchte ich in meinem Leben aufstehen?
Welche Früchte darf ich schon jetzt ernten?
Wo möchte ich noch etwas pflanzen?
Petra Wasserbauer