Hildegard Burjan – eine Ermutigung für heute: 10 Jahre Seligsprechung
Im Jahr 1963 wurde ein Seligsprechungsverfahren für Hildegard Burjan eingeleitet. Es kommt darin die Überzeugung zum Ausdruck, dass die Lebensweise Hildegard Burjans nicht nur für die von ihr gegründete Schwesterngemeinschaft „Caritas Socialis“ vorbildlich ist sondern darüber hinaus für viele Menschen in Kirche.
Am 29. Jänner 2012 fand die Seligsprechung Hildegard Burjans im Wiener Stephansdom statt.
Hildegard Burjan ermutigt zu einer intensiven, wahrhaftigen Suche nach Gott. Sie selbst wächst in einer den Glauben nicht praktizierenden jüdischen Familie auf. Sie fragt aber schon in ihrer Kindheit nach Gott. Sie studiert Philosophie und kommt so dem Glauben näher, zu dem sie schließlich erst in einer lebensbedrohlichen Erkrankung findet.
In ihrem sozialen Engagement will sie die „Gegenwart Gottes bei keiner Begegnung mit den Menschen verlieren“. Sie betet und sucht in ihren Entscheidungen Gott und seinen Willen. Durch lebenslanges Suchen, Fragen und Vertrauen hindurch findet sie in ihren letzten Worten am Sterbebett zu einem „Gott – schön!“
Gerade in einer Zeit „gottesfreundlicher Religionslosigkeit“ ermutigt ihr Vorbild, Gott durchaus kritisch fragend in der Wirklichkeit des eigenen Lebens und unserer Gesellschaft zu suchen und zu finden. Hildegard Burjans Leben ermutigt zu einem Leben aus der Taufe, das seine Sendung in der Kirche erkennt und zu leben versucht, indem Kirche zu den Menschen geht und nicht wartet, bis die Menschen zur Kirche kommen.
Sie selbst findet nach schwerer Erkrankung und Genesung zu Glauben und Kirche. Sie lässt sich taufen, denn dieses neu geschenkte Leben muss ganz Gott und den Menschen gehören.
In Wien lernt sie katholische sozial engagierte Frauen kennen, die sich mit der Umsetzung der ersten Sozialenzyklika Papst Leo XIII. befassen. Sie findet ihren Platz in der Kirche, indem sie von Gottes Liebe nicht nur redet, sondern sie durch soziales Handeln konkret sichtbar machen will.
Hildegard Burjan ermutigt zu Persönlichkeitsbildung und innerer Freiheit.
Sie selbst war eine beeindruckend freie Persönlichkeit. Tagebuchaufzeichnungen aus ihrer Studienzeit zeugen von ihrer Suche, den Platz im Leben auszufüllen und an der Fortbildung der eigenen Persönlichkeit zu arbeiten. Für die von ihr gegründete Gemeinschaft sucht sie lebenswarme Menschen, die im Leben stehen, äußerlich und innerlich frei sind.
Denn nur so sind sie in der Lage, bei ihrer Arbeit mit hilfsbedürftigen Menschen die Würde der Person in den Vordergrund zu rücken. Hilfe soll nicht abhängig machen, sondern dazu führen, dass Menschen auf eigenen Füßen stehen können und wieder die Überzeugung bekommen: Ich bin jemand und ich kann etwas leisten.