Gott will “g´standene Leut”
Gott will, dass wir uns auf unsere Füße stellen, wenn wir mit ihm reden, nicht, dass wir vor ihm am Boden liegen; uns als solche sollen wir sein Werk fortführen. Das führte Dr. Christoph Benke in seiner Predigt in Schönbrunn-Vorpark am 14. Sonntag im Jahreskreis, dem 7. Juli 2024, aus.
Wieder stehen und gehen lernen – das kann einem nach einer kraftraubenden Krankheit oder einem Unfall ins Haus stehen. Mühsam, Schritt für Schritt – aber zuallererst: aus dem Bett auf die Beine kommen. Sich auf die Füße stellen und guten Stand finden, so lautet das Primärziel. Und umgangssprachlich meint ja „sich auf die Füße stellen“: sich behaupten, jemandem endlich Widerstand entgegensetzen.
Ist uns klar, dass das – nämlich: sich auf die Füße stellen – Gottes Wille ist? Hören wir den Beginn der Lesung. Da heißt es: Das war das Aussehen der Gestalt der Herrlichkeit des HERRN. Und ich schaute und ich fiel nieder auf mein Angesicht. Da hörte ich die Stimme eines Redenden. Er sagte zu mir: Menschensohn, stell dich auf deine Füße; ich will mit dir reden. (Ez 28,1-2) Der Prophet schaut die Herrlichkeit des Herrn, die Größe Gottes. Dieser Anblick ist zu viel. Überwältigt fällt er auf sein Angesicht.
Aber dabei bleibt es nicht. Ezechiel hört: Menschensohn, stell dich auf deine Füße. Es gilt also: Gott will, dass ich mich auf meine Füße stelle. Er hilft aufzustehen. Er hilft uns, wieder aufzustehen, auch wenn es schwer ist und wir wenig Zuversicht haben. Er will, dass wir auf eigenen Beinen stehen, also mit Selbstvertrauen und Selbstgewissheit festen Stand im Leben haben.
Und das alles, weil er mit uns, mit mir reden will. Bleiben wir in Bauchlage, zeigen wir dem Herrn nicht unser Gesicht, dann kann er nicht mit uns reden. Gott ist Gott, der Mensch ist Geschöpf und abhängig. Aber Gott will keine Unterwerfung aus Angst, sondern eine freie, liebevolle „Blickverbindung“ – von „unten“ nach „oben“.
Gott will „g’standene Leut‘“. Als solche will er uns brauchen, sein Werk fortzuführen. Deshalb heißt es gleich nachher: Menschensohn, ich sende dich (V 3).
Christoph Benke