Fasching: Mit Fröhlichkeit das Dunkel überwinden – ein christliches Projekt?

Auf den ersten Blick ist es vielleicht eine Versuchung: den Ernst des Lebens zu vergessen und einfach in Spaß und Ausgelassenheit einzutauchen. Vielleicht fällt manchen warnend die Feldrede im Lukasevangelium  ein: „Wehe euch, die ihr jetzt lacht, denn ihr werdet klagen und weinen.“ (Lk 6,25b).

Und tatsächlich – es gibt schädliches Lachen: Das andere auslacht, ihrer Würde beraubt, bloßstellt.

Und gleichzeitig gibt es erlöstes und erlösendes Lachen, das aus einer tiefen Freude kommt, die in uns klingt, weil wir zu „Shalom“ (mehr als Frieden – zu Einklang mit Gott und uns selbst) berufen sind. (vgl. Kol 3,15) Und zum Einklang mit uns selbst kann auch das Ausleben von Seiten in uns gehören, die wir sonst gekonnt im Zaum halten – eben das Schlüpfen in Kostüme und närrisches Treiben. Nicht immer und überall – aber eben wo es befreiend und nicht zerstörend ist.

Fröhlichkeit verleiht der Seele Flügel

So sehr, dass Paulus im Galaterbrief unter den 12 Früchten des Heiligen Geistes die Freude nennt. Und Don Bosco formuliert es noch spitzer, vielleicht aus der Erfahrung, wie er mitgeholfen hat, das Leben etlicher verwahrloster Burschen ins Gute zu wenden: „Der Teufel hat Angst vor fröhlichen Menschen.“ Lachen relativiert Macht. Don Bosco war überzeugt: Lachen, das aus Glauben und Liebe entsteht, relativiert sogar die Macht des Dunklen.

So kann Kostüm, Fasching, Humor ein wirklich christliches Projekt werden. Ein heute fast vergessenes Zeichen dafür ist für mich auch, dass sich der berühmte Zirkus Roncalli seinen Namen zu Ehren des Papstes Johannes XXIII gegeben hat, nach seinem bürgerlichen Namen.

Aber natürlich: Es ist wohl nicht jedem gegeben, seinen Glauben genau so zu leben, und auch das ist OK. Nicht umsonst heißt es: „Lacht mit den Lachenden und weint mit den Weinenden“ (Röm 12,15). Auch in diesen Wochen gibt es offenkundig beides. Manche von uns werden hier, manche dort mehr mitgehen können – und hoffentlich hier wie dort ein Stück zum Erheben von Herzen beitragen.

Humor ist wichtig

Wie wichtig Humor – und auch eine gute Portion Selbstironie – auch im geistlichen Leben sein kann, zeigt für mich das Gebet einer alternden Nonne, das manchmal Teresa von Avila zugeschrieben wird. Es war Kardinal König so wichtig, dass er es handschriftlich (!) in sein Brevier eingelegt und in seinen späten Jahren täglich gebetet hat:

Herr du weißt besser als ich selbst, dass ich älter werde und eines Tages alt bin. Bewahre mich vor der unheilvollen Angewohnheit, zu meinen, ich müsse zu allem etwas sagen und das bei jeder Gelegenheit. Befreie mich von dem Verlangen, jedermanns Angelegenheit in Ordnung bringen zu wollen.

Mache mich bedachtsam und nicht schwermütig, hilfsbereit, jedoch nicht herrschsüchtig. Angesichts meines unermesslichen Vorrates an Lebenserfahrung erscheint es bedauerlich, nicht alles zu nützen, aber du weißt, Herr, dass ich ein paar Freunde haben möchte am Ende. Bewahre mich davor, endlose Einzelheiten aufzuzählen; verleihe mir Flügel zur Hauptsache zu kommen.

Versiegle meine Lippen, was meine Schmerzen und Leiden anbelangt. Sie nehmen zu, und die Lust daran, sie aufzuzählen, wird wohltuender mit den Jahren. Um soviel Gnade zu bitten, dass ich an den Erzählungen über die Schmerzen anderer Gefallen finden könnte, wage ich nicht. Hilf mir jedoch, sie in Geduld zu ertragen. Ich wage es nicht, ein besseres Gedächtnis zu erbitten, wohl aber zunehmende Bescheidenheit und abnehmende Selbstsicherheit, wenn meine Erinnerung mit den Erinnerungen anderer in Widerspruch zu stehen scheint.

Führe mich zu der großartigen Erkenntnis, dass ich mich gelegentlich auch irren könnte. Trage Sorge dafür, dass ich einigermaßen liebenswürdig bin; ich möchte keine Heilige sein – mit manchen von ihnen ist es so schwer zu leben –, aber eine sauertöpfische, alte Person ist eines der hervorragenden Werke des Teufels. Schenke mir die Fähigkeit, Gutes zu entdecken an Orten, an denen ich es nicht erwarte und Begabungen in Menschen, denen ich sie nicht zutraue. Und gib mir, oh Herr, die Gnade es ihnen auch zu sagen. Amen.