Anfang – Neu-Anfang
Mit den positiven und auch den herausfordernden Perspektiven von Anfängen in unserem Leben, dem Anfang des Markusevangeliums, dem ältesten Evangelium, das an den Sonntagen dieses Kirchenjahres gelesen wird, und den Anfängen des Wirkens Jesu sowie dem adventlichen Propheten Jesaja und Johannes dem Täufer setzte sich Univ. Prof. Dr. Johann Pock in seiner Predigt am 2. Adventsonntag (10.12.2023) in Schönbrunn-Vorpark auseinander.
„Aller Anfang ist …“
Das Kirchenjahr hat begonnen – und das Markusevangelium wird uns durch dieses Jahr begleiten. Und es fängt an mit den Worten:
„Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, dem Sohn Gottes.“
Jedes Jahr ist es wunderbar, nach vielen „Endzeit“-Texten im November dann im Advent vom „Anfang“ zu hören und zu lesen. „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ – wie wahr. Der Advent und diese Texte verweisen uns jedes Jahr auf die Anfänge zurück. Aber heißt es nicht auch: „Aller Anfang ist schwer“? Was nun – Zauber oder Mühe des Anfangs – oder beides?
Eine Beziehung mit einem Menschen anzufangen – das hat einen Zauber in sich, ist aber wahrlich nicht leicht. In einen Beruf zu starten – dasselbe: So viele Möglichkeiten, aber auch so vieles, was noch unsicher ist, was man noch lernen muss.
Oder der Übergang in neue Lebensabschnitte: Kinder bekommen / Kinder in die Schule / Kinder außer Haus / Enkel kommen / Pension … so viele Anfänge im Leben, manche verbunden mit Ängsten, manche mit Vorfreude.
Der Advent nimmt uns hinein in den Zauber von Anfängen – und zeigt uns, wie es damals angefangen hat. Im Anfang, mit diesem Jesus. Und hier überrascht Markus: Denn im Gegensatz zu Matthäus und Lukas beginnt er nicht mit Geburt und Kindheit Jesu – sondern er beginnt mit dem ersten öffentlichen Auftreten Jesu mit ca. 30 Jahren.
Und er sagt: Die Anfänge liegen viel weiter zurück – sie liegen in den frühen Zeiten. Er verweist auf prophetische Worte, wie von Jesaja – die wir in der Lesung gehört haben. Ein Prophet, der einen Neuanfang verkündet in dunkler Zeit; der Hoffnung in Dunkelheit gibt – das ist der adventliche Prophet Jesaja.
Wie oft im Leben haben wir vielleicht gedacht: Könnte ich doch neu anfangen; könnte ich manches ungeschehen machen – ich würde es nun anders angehen.
Der adventliche Neuanfang macht die Vergangenheit nicht ungeschehen; aber er möchte das Schwere wegnehmen von falschen Wegen und Entscheidungen des Lebens. So wie es Johannes verkündet: Umkehr und Taufe zur Vergebung der Sünden. Ein Neuanfang, der immer wieder im Leben möglich ist.
Neben dem adventlichen Propheten Jesaja ist es vor allem Johannes der Täufer, der zu den zentralen Gestalten des Advents gehört (wie ja auch Maria). Er ist es, der dem Wort Gottes den Weg bereitet – indem er zu Umkehr und Buße aufruft; dazu, sein Leben zu ordnen; das eigene Leben auf der Folie des Wortes Gottes anzusehen, um so Gott die Möglichkeit zu geben, in das eigene Leben einzutreten. Er ist ein Prophet des Neuanfangs.
Und wenn uns in kurzen, oft dunklen Dezembertagen auf ein Fest des Lichtes vorbereiten, dann geht es ebenfalls nicht um eine billige Tröstung, nach dem Motto: „Gott wird schon alles gut machen“. Denn nicht wir zahlen den Preis für den Trost, für die Rettung, für den Neuanfang – Gott selber ist es, indem Jesus, der Gottesknecht, von dem Jesaja auch spricht, am Kreuz sich für unseren Neuanfang hingibt.
Und das ist keine Verheißung rein für die ferne Zukunft, sondern der Gegenwart. Jesaja sagt es eindrücklich: Seht doch, der Herr kommt; seht doch, er ist der Sieger; seht doch, er ist da. Und wenige Verse weiter, in Kap. 43,18 sagt er die so tröstlichen Worte, die anzeigen, dass auch in dunkelster Zeit der richtige Blick helfen kann: „Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, sollt ihr nicht achten. Seht her, nun mache ich etwas Neues. Schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr es nicht?“
Johann Pock