Abgesondert

Dr. Christoph BenkeIn der Corona-Pandemie waren viele von uns auf Zeit abgesondert; im Buch Leviticus hören wir, dass Aussätzige abgesondert wurden. Jesus ist damit anders umgegangen. Das zeigte Dr. Christoph Benke in seiner Predigt am 6. Sonntag im Jahreskreis (11.02.2024) in der Gemeinde in Schönbrunn-Vorpark auf. Was heißt das für uns?


Die Corona-Pandemie steckt allen noch in den Knochen. Erhielten auch Sie einmal einen „Absonderungsbescheid“? Mussten auch Sie, von der Gesundheitsbehörde beauftragt, in Quarantäne gehen? Absonderung meinte, sich fernzuhalten, um Mitmenschen nicht zu gefährden – eine vorbeugende Maßnahme, Selbst- und Fremdschutz.

Dahin geht auch die Vorgabe im Buch Leviticus. Dem Aussätzigen wird befohlen: Er soll abgesondert wohnen, außerhalb des Lagers soll er sich aufhalten (Lev 13,46). Im Alten Bund hatte der Aussatz zur Folge, dass Betroffene nicht am Gottesdienst teilnehmen durften. Sie waren also von jeglicher Gemeinschaft ausgeschlossen. Das tat wohl mindestens so weh, wie die Krankheit.

Der Abgrenzung nahe ist die Ausgrenzung. Wer ausgrenzt, will nicht, dass die anderen zu seiner Gruppe dazugehören, vielleicht, weil sie anders sind als man selbst. Oder man fühlt sich dann in der Gruppe besonders stark – und vergisst, wie schnell sich das Blatt wenden kann: Im Nu stehst Du auf der anderen, dann falschen Seite und wirst selbst ausgegrenzt oder fühlst Dich so.

Das Evangelium bietet einen Kontrast, nämlich Berührung: Jesus hatte Mitleid mit ihm; er streckte die Hand aus, berührte ihn und sagte: Ich will – werde rein! (Mk 1,41) Jesus entfernt sich nicht, sondern nähert sich an. Nicht im medizinischen, sondern im übertragenen Sinn gemeint: Das Heilmittel gegen Ausgrenzung ist Berührung, also Begegnung. Sie weitet die Wahrnehmung und öffnet das Herz.

Anders gesagt: Andere aus nichtigen Gründen auszugrenzen, macht unrein vor Gott, der Gemeinschaft mit Gott unwürdig. Wer sich dagegen von Jesus und seinem Wort berühren lässt, findet Sicherheit und Stand – und hat es dann weniger notwendig, jemanden wie einen Aussätzigen zu behandeln.

Christoph Benke