Was bringt es, Christ zu sein?

Dr. Nikolaus KrasaWas es bringt, Christ zu sein, mit Jesus mitzugehen, war die Einleitungsfrage von Generalvikar Dr. Nikolaus Krasa bei der Auferstehungsfeier in der Gemeinde Schönbrunn-Vorpark.


Was bringt es eigentlich, Christ zu sein? Was bringt es, mit diesem Jesus mitzugehen? Eigentlich ein ganz logische Frage. Ich stelle sie manchmal Firmlingen, wenn ich mich vor der Firmung mit ihnen treffe. Was bringt der ganze Zinnober, auf den ihr euch da einlässt, Firmstunden, Firmwochenende, vielleicht auch ab und zu Gottesdienstbesuch, nur für einen Tag Familienfest mit Firmgeschenken. Meist schauen sie mich dann ziemlich verwirrt an­ – im Sinne von: Was stellt der Firmspender für seltsame Fragen? Der sollte doch froh sein, wenn wir uns firmen lassen. Und jetzt stellt er das in Frage? Nur: Eigentlich ist das eine ganz normale Frage, die fast all unsere Handlungen im Alltag begleitet. Wenn ihr, so sage ich den Firmlingen, zum McDonald geht und einen Hamburger bestellt, dann wisst ihr genau, was es euch bringt, wenn ihr 2 € eures wertvollen Taschengeldes dafür ausgebt. Ihr wisst sogar, wie es schmecken wird …

Was bringt es, Christ zu sein? Wären Sie als Erwachsene getauft worden, wäre das eine der ersten Fragen gewesen, die Ihnen am Kircheneingang gestellt wurde. Denn der erste Gottesdienst, der die Taufvorbereitung eröffnet, fragt: Was bringt dir der Glaube?

Was bringt es eigentlich, Christ zu sein? 

Zunächst nur Zores. Davon hat uns der Beginn der Fastenzeit erzählt – in der Geschichte der Versuchung Jesu. Es geht um einen Weg, der nicht einfach ist, immer wieder herausfordernd wird. Wenn Sie sich kurz an die drei großen Geschichten, die wir an den Fastensonntagen gehört haben, erinnern, ging es da immer um kleinere und größere Katastrophen. Eine Frau, die mit ihrem Durst nach Leben nicht umgehen kann (Samariterin); einer und viele, die blind sind und den Weg nicht kennen oder erst langsam finden müssen (Blindgeborener); und einer, dessen Leben sogar zerbricht (Lazarus). Es ist eine Herausforderung, mit Jesus auf dem Weg zu sein. Davon haben wir auch in den Schriftstellen des Palmsonntag gehört. Und das war letztlich auch die Frage des Palmsonntags: mitgehen oder nicht. 

Nur Zores? Ja und Nein. Denn die Schriftstellen der Fastenzeit haben noch eine andere Geschichte erzählt, die mit dem Unterwegs-Sein verwoben ist. Der versuchte Jesus wird vor seinen Jüngern verklärt, verwandelt. Und diese Verwandlung setzt sich in den drei großen Geschichten im Leben der drei Menschen (und denen um sie) fort: Die Frau findet jemand, der ihren Durst nach einem gelingenden Leben stillt; der Blindgeborene lernt sehen, mehr noch, Jesus erkennen; Lazarus kommt zum Leben. Verwandlung. Das war das Thema, das uns auch am Gründonnerstag und Karfreitag begegnet ist. Er gibt uns Anteil an ihm, er hält uns und trägt uns und richtet uns auf, wenn wir am Boden sind. Tod und Auferstehung, Jesu Weg, wird zu unserem Weg. Was bringt der Weg mit Jesus? Verwandlung, Ein-langsam- Christus-immer-ähnlicher-Werden. 

Und wenn Sie sich jetzt fragen: Wann hört er endlich auf mit dem Rückblick auf die Fastenzeit und auf die Karwoche und kommt zu den Schrifttexten der Osternacht (vielleicht auch mit der Frage: Wie lange wird denn diese Predigt noch dauern), dann sage ich Ihnen: Da sind wir bereits mittendrin. Und ich fokussiere mich nur auf einen Text, die sogenannte Epistel, also liturgisch gesehen die erste Lesung des Wortgottesdienstes. Denn genau diese Erfahrung des Weges und des Auf-dem-Weg-verwandelt-Werdens hat uns Paulus im Römerbrief erzählt. Getauft sein heißt nämlich, sagt Paulus da, mit Jesus mitgehen und von ihm verwandelt werden. 

  • Mitgehen durch den entscheidenden Moment seines Lebens, seinen Tod und seine Auferstehung. Paulus sagt das so: Wir sind auf Jesu Tod getauft, mit ihm durch die Taufe begraben, damit wir – wie Jesus auferweckt worden ist – in einem neuen Leben wandeln. Also nochmals: Taufe heißt den Weg Jesu durch Tod und Grabesruhe zur Auferstehung mitgehen.
  • Verwandelt werden: Wir sind, sagt Paulus, mit der Gestalt des Todes Jesu verbunden (das ist menschliche Realität); aber: Wir sind es auch mit seiner Auferstehung. Was er damit meint, sagt er am Ende der Lesung noch einmal: Wir leben mit Christus und dann nochmals in Christus. Und das heißt, unser Leben hat sich verändert („die Sünde ist gekreuzigt“ sagt Paulus).

Unser Taufritus versucht diese Verwandlung in drei Zeichen auszudrücken: Wir werden mit Chrisam gesalbt, sind damit durch die Taufe kleine Gesalbte, kleine Messias (um es hebräisch zu sagen), kleine Christus (um es griechisch zu sagen).

Wir haben Christus als Gewand angezogen – und bekommen als Zeichen dafür das Taufkleid aufgelegt.

Und wir sind Licht wie Christus (dafür steht die brennende Taufkerze).

Und das Begleitgebet zur Chrisamsalbung führt noch aus: Du bist mit Chrisam gesalbt, denn du bist Priester, König und Prophet in Ewigkeit. 

Damit sind wir am Ende wieder am Anfang: Wir haben diese Woche begonnen, indem wir mit Christus, unserem König, nach Jerusalem eingezogen sind. Wir haben davon gehört, vielleicht auch gespürt, dass Christus uns verwandeln will auf diesem Weg mit ihm, uns zu dem machen will, was er ist: Priester, König und Prophet. 

Generalvikar Nikolaus Krasa