Rudolfsheim 1913–1932
Weltkrieg, Not und erste Renovierung
Am 2. September 1913 wurde der neue Rudolfsheimer Zentralmarkt neben dem Wasserreservoir eröffnet und der schon bestehende Lebensmitteldetailmarkt umgestaltet.
Am 27. Juni 1914 besuchte Erzherzog Karl unser Pfarrgebiet, um in der Wurmsergasse ein Militärgebäude seiner Bestimmung zu übergeben. Am darauf folgenden Tag wurden der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau in Sarajewo erschossen. Im Juli erklärte Österreich-Ungarn an Serbien den Krieg. Es erfolgte die Generalmobilmachung aller österreichischen Truppen. Sofort wurden auch in unserem Pfarrgebiet alle Schulen in Kasernen oder Reservespitäler umgewandelt.
Am 21. November 1916 starb Kaiser Franz Joseph. Als neuer Kaiser trat sein Großneffe, Erzherzog Karl, seine Nachfolge an. Am Ende dieses Jahres nahmen auch die kriegsbedingten Schäden an unserer – ja noch sehr neuen – Kirche ihren Anfang. Vier der fünf Bronzeglocken und die Orgelpfeifen wurden wegen der Metallknappheit eingezogen. Das festliche Geläute unserer Pfarrkirche verstummte für mehr als vier Jahre. Auch die Blitzableiter am Pfarrhof mussten den Behörden übergeben werden.
Im November 1918 endete der Erste Weltkrieg mit der Abdankung Kaiser Karls und der Proklamierung der Republik „Deutsch-Österreich“. Trotz der politischen und wirtschaftlichen Unsicherheit begann man in Rudolfsheim sofort mit dem Wiederaufbau und der Reparatur der Kriegsschäden. Das Schlagwerk der Turmuhr musste repariert werden. Die vier abgelieferten Bronzeglocken wurden durch Stahlglocken ersetzt. Die feierliche Glockenweihe war am 30. Jänner 1921. Die Montage dauerte nur zwei Tage, daher konnte am Abend von Mariä Lichtmess, am 2. Februar, zum ersten Mal wieder feierliches Glockengeläut erklingen. Die Kirchenorgel musste nach dem Krieg teilweise neu errichtet werden. Sie wurde am 18. November 1923 geweiht.
Die große 25-Jahre-Feier unserer Kirche dauerte vom 28. Dezember 1923 bis zum 1. Jänner 1924. Abschluss war ein von Kardinal Dr. Gustav Piffl zelebriertes Pontifikalamt.
Anfang 1930 versagte die Orgel erneut ihren Dienst. Ein Harmonium musste stattdessen zur Begleitung der Gottesdienste verwendet werden. Der Kirchenbesuch ließ aber ohne Orgel sichtlich nach. Daher wurde das für eine Innenrenovierung gesammelte Geld zur Anschaffung einer ganz neuen Orgel mit 1762 Pfeifen verwendet. Bei dieser Gelegenheit wurde auch das große Doppelfenster an der Hauptfront der Kirche freigelegt. Dadurch wurde es nicht nur auf der Chor-Empore, sondern in der gesamten Kirche bedeutend heller. Die moderne, erstmals elektrisch betriebene Orgel der Firma Johann M. Kauffmann wurde am 7. Dezember 1930 von Weihbischof Dr. Franz Kamprath geweiht.
Auch das Presbyterium, der Hochaltar und die sogenannte Schmerzhafte Kapelle wurden Anfang der 1930-er-Jahre renoviert. In der Schmerzhaften Kapelle, rechts nahe dem Kircheneingang, stand damals die Skulptur der Pieta. Jetzt befindet sie sich hinten links, beim Aufgang zur Orgelempore.
1932 wurden das Kirchenschiff ausgemalt und die Vergoldungen restauriert. Um das Kircheninnere zu erhellen, setzte man in die kleinen Fenster im oberen Bereich des Kirchenschiffs Gläser mit höherer Lichtdurchlässigkeit ein. Am 20. November 1932 hielt Kardinal Dr. Theodor Innitzer in unserer Kirche ein feierliches Tedeum, einen Gottesdienst zum Abschluss der gelungenen Renovierung.