Ein Wegweiser mit der Aufschrift "Fastenzeit - von Aschermittwoch bis Ostern"

6. Fastenimpuls – Übungsweg der Freude

Letzte Woche haben wir darüber nachgedacht, was andere Menschen für uns tun und wie sie dadurch unser Leben bereichern. Als Christ*innen ist das größte Geschenk, was Jesus selbst für uns getan hat: die „Pro-Existenz“ Jesu, sein Leben und Sterben „für uns“. Dies gerade jetzt in der Karwoche zu bedenken, wird unsere Osterfreude mehren.


In einem kurzen Hymnus haben die frühen Christinnen und Christen Menschwerdung, Leben, Sterben und Auferweckung Jesu Christi zusammengefasst und gedeutet. Der Apostel Paulus stellt dieses Lied der Gemeinde in Philíppi als Vorbild für ein Leben in Christus vor Augen. Wir hören es am Palmsonntag in der 2. Lesung:

5 Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht: 6 Er war Gott gleich, / hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein, 7 sondern er entäußerte sich / und wurde wie ein Sklave / und den Menschen gleich. / Sein Leben war das eines Menschen; 8 er erniedrigte sich / und war gehorsam bis zum Tod, / bis zum Tod am Kreuz. 9 Darum hat ihn Gott über alle erhöht / und ihm den Namen verliehen, / der größer ist als alle Namen, 10 damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihr Knie beugen / vor dem Namen Jesu 11 und jeder Mund bekennt: / Jesus Christus ist der Herr / zur Ehre Gottes, des Vaters.

(Übrigens wurde im Dezember 2024 der Fund des ältesten, christlichen Schriftzeugnisses (aus dem 3. Jahrhundert) nördlich der Alpen präsentiert. Es handelt sich um die Verse 10–11 eben dieses „Philipper-Hymnus“.)

Dieser Text ist nicht nur ein Lob auf die Taten Jesu Christi, sondern im Vers 5 lässt Paulus den darin enthaltenen Auftrag an uns erkennen: Wir sollen untereinander so „gesinnt sein, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht“. Das bringt auch Papst Franziskus in der Einleitung zu seinem Schreiben Evangelii Gaudium zum Ausdruck:
„Das Leben wird reicher, wenn man es hingibt; es verkümmert, wenn man sich isoliert und es sich bequem macht. In der Tat, die größte Freude am Leben erfahren jene, die sich nicht um jeden Preis absichern, sondern sich vielmehr leidenschaftlich dazu gesandt wissen, anderen Leben zu geben.“ (EG 10). Und weiter schreibt der Papst: „Die Welt von heute, die sowohl in Angst wie in Hoffnung auf der Suche ist, möge die Frohbotschaft nicht aus dem Munde trauriger und mutlos gemachter Verkünder hören, die keine Geduld haben und ängstlich sind, sondern von Dienern des Evangeliums, deren Leben voller Glut erstrahlt, die als erste die Freude Christi in sich aufgenommen haben.“
Wir dürfen in diesen Tagen die tiefe Freude über die Hingabe Jesu für uns „aufsaugen“, uns daran laben, um dann für andere genießbar und nährend zu werden.
Von den Frauen heißt es nach der Auferstehung bei Matthäus: „Sogleich verließen sie das Grab voll Furcht und großer Freude und sie eilten zu seinen Jüngern, um ihnen die Botschaft zu verkünden.“ (Mt 28,8)

Sechste Übung

  • Bedenken wir das Geschehen der Heiligen Woche:
    Palmsonntag: Jesus reitet auf einem Esel nach Jerusalem und offenbart sich als König des Friedens.
    Gründonnerstag: Er, der Herr, wäscht seinen Jüngern die Füße, tut das, was Sklavenarbeit ist und schenkt uns die Eucharistie.
    Karfreitag: Jesus ist bereit, für seine Freund*innen und damit für uns alle in den Tod zu gehen.
    Karsamstag: Jesus steigt hinab ins Totenreich, dorthin, wo niemand freiwillig hingehen möchte.
    Ostersonntag: Das Stein ist weg, das Grab ist leer. Gott ruft Jesus aus dem Tod in ein neues Leben.
    Was bedeuten die Hingabe Jesu und die Hoffnung auf die Auferstehung für mich und mein Leben?