1. Fastenimpuls – Übungsweg der Freude
Am 5. März startet mit dem Aschermittwoch die Fastenzeit. Der erste Impuls, wenn wir an diese Zeit denken, ist oft mit „Ich muss auf etwas verzichten! Ich darf etwas nicht mehr tun!“ verbunden. Was aber, wenn die „Umkehr“, zu der wir in den biblischen Texten der Fastenzeit aufgerufen werden, eine „Hinkehr zu mehr Leben“ meint? Wäre es dann nicht einen Versuch wert, die kommenden Wochen als einen Übungsweg hin zu mehr Leben, zu mehr Lebensfreude zu gehen? Der häufigste Wunsch zu Ostern lautet „frohe Ostern!“. Ich wünsche uns allen, dass wir das heurige Osterfest – trotz der vielen Herausforderungen, die unsere Welt im Moment belasten – mit frohen und freudigen Herzen feiern können!
Dabei geht es nicht um eine kurzzeitige Freude, die sich nach den Feiertagen, wenn der Osterschinken auf der Waage anschlägt und der Alltag wieder anstrengend ist, in Luft auflöst, sondern eine dauerhafte Freude, die in schönen und auch in herausfordernden Zeiten unser Dasein begleitet. Diese Freude ist Ausdruck eines Lebens, das wir mit aller Leidenschaft leben, in dem wir alle unsere Fähigkeiten, die Gott uns geschenkt hat, auch entfalten. Immer, wenn ich ganz im Einklang mit mir und der Welt bin, dann bin ich auch eins mit Gott. So kann man seine religiöse Spur finden, wenn sie einem abhandenkommt. Die Freudenspur führt mich untrüglich zu Gott.
Unser Papst Franziskus ist ein großer Anhänger der Freude. Sein erstes Lehrschreiben heißt sogar „die Freude des Evangeliums“. Er erinnert uns daran, dass Gott selbst von tiefer Freude über uns erfüllt ist: „Der Herr freut sich und jubelt über dich, er erneuert seine Liebe zu dir, er jubelt über dich und frohlockt. (Sach 3,17)“
Und der Papst schreibt: „Das Evangelium, in dem das Kreuz Christi „glorreich“ erstrahlt, lädt mit Nachdruck zur Freude ein. Nur einige Beispiele:
- » Chaire – freue dich« ist der Gruß des Engels an Maria (Lk 1,28).
- Der Besuch Marias bei Elisabet lässt Johannes im Mutterschoß vor Freude hüpfen (vgl. Lk 1,41).
- In ihrem Lobgesang bekundet Maria:»Mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter« (Lk 1,47).
- Als Jesus sein öffentliches Wirken beginnt, ruft Johannes aus:» Nun ist diese meine Freude vollkommen« (Joh 3,29).
- Jesus selber» rief […] vom Heiligen Geist erfüllt, voll Freude aus… « (Lk 10,21).
- Seine Botschaft ist Quelle der Freude:»Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird « (Joh 15,11).
- Unsere christliche Freude entspringt der Quelle seines überfließenden Herzens. Er verheißt seinen Jüngern: » Ihr werdet bekümmert sein, aber euer Kummer wird sich in Freude verwandeln « (Joh 16,20), und beharrt darauf:» Ich werde euch wiedersehen; dann wird euer Herz sich freuen, und niemand nimmt euch eure Freude « (Joh 16,22).
- Als sie ihn später als Auferstandenen sahen,» freuten« sie sich (Joh 20,20).
„Warum wollen nicht auch wir in diesen Strom der Freude eintreten?“, fragt uns Papst Franziskus. (Evangelii Gaudium 5)
Die Fastenzeit bietet uns dazu eine gute Möglichkeit.
Übung:
- Beten wir zu Gott mit den Worten des Psalms vom Aschermittwoch:
„Gib mir wieder die Freude deines Heiles!“ (Ps 51,14)
Lassen wir die obigen Worte der Evangelien („Evangelium“ heißt übersetzt „Froh-Botschaft“) auf uns wirken, die uns helfen können, eine tiefe Lebensfreude wiederzufinden.